Im Dezember 2020 brachte die „United States Commission on International Religious Freedom“ (USCIRF) einen Bericht mit dem Titel: „The global persecution of Jehovah’s Witnesses“ („Die globale Verfolgung der Zeugen Jehovas“) heraus.
Religionswissenschaftler Massimo Introvigne befasste sich mit dem Bericht und schrieb einen Artikel darüber mit dem Titel: „Jehovah’s Witnesses: The world’s most persecuted religion“ („Jehovas Zeugen: Die meist verfolgte Religionsgemeinschaft der Welt“).
Apostaten und JZ-Kritiker behaupten ja gerne dass Zeugen Jehovas einen „Verfolgungskomplex“ hätten. Einer von ihnen, der unter Ex-Zeugen sehr bekannt ist, schrieb als das Werk der Zeugen Jehovas in Russland verboten wurde: „Verfolgt sie (die Zeugen Jehovas) bitte nicht! – Das füttert nur ihren Verfolgungskomplex“.
Nun, was Kritiker für den Verfolgungswahn der Zeugen Jehovas halten, ist wie sekulare Quellen es bestätigen, kein Wahn sondern Realität!
Sicher, Massimo Introvigne sagt dass es andere Religionsgemeinschaften gibt, gegen dessen Angehörige in einigen Ländern vereinzelt noch brutaler vorgegangen wird als gegen Zeugen Jehovas. Nur ist der schiere Umfang und die Häufigkeit bei denen es bei Zeugen Jehovas vorkommt beispiellos hoch.
While the persecution of other religious groups may be bloodier, victims are concentrated in one, or a limited number of countries. Jehovah’s Witnesses are persecuted in different continents, and discriminated or harassed in dozens of countries.
Massimo Introvigne – Jehovah’s Witnesses: The world’s most persecuted religion
Wieso ist das so? – mag man sich fragen.
Why are the Jehovah’s Witnesses persecuted? The report mentions the dangerous proliferation in the world of laws targeting “extremist” religious groups. Justified with the need to crack down on violent and terrorist organizations, these laws are then used against the Witnesses, although “the group is doctrinally apolitical and pacifist, and the prosecution of its members as dangerous ‘extremists’ demonstrates the capacity for abuse inherent in vague and sweeping anti-extremism legislation.”
Warum werden die Zeugen Jehovas verfolgt? Der Bericht erwähnt die gefährliche Verbreitung von Gesetzen in der Welt, die sich gegen „extremistische“ religiöse Gruppen richten. Mit der Notwendigkeit, gegen gewalttätige und terroristische Organisationen vorzugehen, werden diese Gesetze dann gegen die Zeugen angewendet, obwohl „die Gruppe doktrinell unpolitisch und pazifistisch ist und die Verfolgung ihrer Mitglieder als gefährliche„ Extremisten “die Fähigkeit zum Missbrauch zeigt, die damit verbunden ist vage und umfassende Anti-Extremismus-Gesetze in Kraft treten zu lassen “
Massimo Introvigne – Jehovah’s Witnesses: The world’s most persecuted religion (übersetzt aus dem Englischen)
Individuell gelobt, aber kollektiv schlecht gemacht
In Russland werden Zeugen Jehovas als „Extremisten“ eingestuft, dabei gelten sie als Pazifisten.
Die Regierung stellt die Gemeinschaft einerseits auf eine Stufe mit Terroristen, und andererseits verleiht der russische Präsident Putin einer Familie von Zeugen Jehovas einen Orden, wegen vorbildlicher Kindererziehung (und das nur Wochen nachdem die Religionsgemeinschaft als extrimistisch eingestuft wurde).
Putin selbst bemerkt in einem Interview dass er nicht versteht wieso Zeugen Jehovas in seinem Land verfolgt würde, schliesslich wären sie ja auch Christen. Von seinem Versprechen mal „in die Sache reinzuschauen“ merkt man allerdings nichts.
Beim Aufarbeiten der schrecklichen Ereignisse um den Völkermord 1994 in Rwanda, bei dem nach Schätzungen zwischen 800.000 und 1.000.000 Menschen (vorwiegend Tutsi) getötet wurden, kam man zur Schlussfolgerung dass sämtliche Kirchen des Landes (Katholiken, Protestanten, Sieben-Tags-Adventisten) sich aktiv am Völkermord beteiligt hatten. Mit einer einzigen Ausnahme: Zeugen Jehovas.
African Rights hat 1995 auf zwölfhundert Seiten den Völkermord in Ruanda dokumentiert. Sie hat allen Kirchen mit Ausnahme von Jehovas Zeugen die Beteiligung daran nachweisen können.
Reformierte nachrichten – 08. Dezember 1998
Kein einziger von ihnen erhob die Waffe – im Gegenteil, Zeugen Jehovas die Hutu waren, boten unter enormen Risiken, ihren Tutsi-Brüdern Unterschlupf, und auch deren Familienmitgliedern die keine Zeugen Jehovas waren. Etwa 400 Zeugen Jehovas kamen während dieses Völkermords in Ruanda ums Leben.
Sie sind Pazifisten, zahlen ihre Steuern, halten sich an die Gesetze, sind nie an gewaltsamen Protesten beteiligt, sind fleissig und liegen dem Staat in den allerseltesten Fällen auf der Tasche. Sogar die, die Zeugen Jehovas als Gemeinschaft bzw. Organisation nicht mögen, geben oft zu, dass die individuellen Mitglieder im Grunde genommen „sehr nette Leute“ sind.
Trotz unzähliger Beispiele selbstloser Liebe von dieser friedliebenden Religionsgemeinschaft, bringt man ihr und ihren Mitgliedern größtenteils Mißtrauen entgegen. Ich kenne keine andere Religionsgemeinschaft bei der das so ist.
Es ist verrückt! Ganz das Gegenteil von dem, was man erwarten würde, aber es ist so. Es ist so verrückt und erfüllt doch so genau die Erwartungen der Bibel, dass es fast schreit: „Hier sind sie! Hier sind die Menschen, die dafür gehasst werden, Gutes zu tun – genau so, wie es die Bibel gesagt hat!“
Man wird euch verraten, verfolgen und töten. Um meines Namens willen werdet ihr von allen Völkern gehasst werden.
Matthäus 24:9 (Neue Genfer Übersetzung)
Glücklich zu preisen sind die, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden.
Matthäus 5:9-12 (Neue Genfer Übersetzung)
Glücklich zu preisen sind die, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihnen gehört das Himmelreich.
Glücklich zu preisen seid ihr, wenn man euch um meinetwillen beschimpft und verfolgt und euch zu Unrecht die schlimmsten Dinge nachsagt.
Freut euch und jubelt! Denn im Himmel wartet eine große Belohnung auf euch. Genauso hat man ja vor euch schon die Propheten verfolgt.
Im Übrigen sind Verfolgungen etwas, womit alle rechnen müssen, die zu Jesus Christus gehören und entschlossen sind, so zu leben, dass Gott geehrt wird.
2. Timotheus 3:12 (Neue Genfer Übersetzung)
Wenn die Welt euch hasst, so wisst, dass sie mich vor euch gehasst hat. Wenn ihr von der Welt wäret, würde die Welt das Ihre lieben; weil ihr aber nicht von der Welt seid, sondern ich euch aus der Welt erwählt habe, darum hasst euch die Welt. Gedenkt des Wortes, das ich euch gesagt habe: Ein Sklave ist nicht größer als sein Herr. Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen;
Johannes 15:18-20 (Elberfelder)
Zeugen Jehovas sind nicht von dieser Welt? Wenn man die liberalen Medien, die Mehrheit der „Christen“, Regierungen, ja die Mehrheit aller Menschen fragen würde, würden sie dies ohne mit der Wimper zu zucken bejahen.
Zeugen Jehovas gelten als Sondergemeinschaft, mit Sonderlehren. Sie selbst sind jedoch überzeugt:
…der, der Gott gehört und ihm dient, [ist] mit Hilfe der Schrift allen Anforderungen gewachsen; er ist durch sie dafür ausgerüstet, alles zu tun, was gut und richtig ist.
2. Timotheus 3:17 (Neue Genfer Übersetzung)
Die höchste Schande der „am meisten Verfolgten“ wird zur höchsten Ehre, da „Gott von Anfang an darauf bedacht war, aus allen Völkern ein Volk für seinen Namen zu gewinnen.“ (Apostelgeschichte 15:14)
What the Jehovah’s Witnesses defend is the right to live differently, in this world, yet part of a kingdom “not of this world,” as Jesus says in John 18:36. Are our societies prepared to tolerate those who live in a way different from the majority’s, as long as they are peaceful, honest, and law-abiding citizens? That the answer is “no” in an increasing number of countries proves that our world is becoming a dangerous environment for religious liberty.
Massimo Introvigne – Jehovah’s Witnesses: The world’s most persecuted religion (übersetzt aus dem Englischen)
Was die Zeugen Jehovas verteidigen, ist das Recht, in dieser Welt anders zu leben und dennoch Teil eines Königreichs zu sein, das „nicht von dieser Welt“ ist, wie Jesus in Johannes 18,36 sagt. Sind unsere Gesellschaften bereit, diejenigen zu tolerieren, die anders leben als die Mehrheit, solange sie friedliche, ehrliche und gesetzestreue Bürger sind? Dass in immer mehr Ländern die Antwort „Nein“ lautet, zeigt, dass unsere Welt zu einem gefährlichen Umfeld für die Religionsfreiheit wird.
Ohne das Leiden der Verfolgten anderer religiöser Gemeinschaften bagatellisieren zu wollen und ohne einen Wettstreit darüber machen zu wollen, wer nun mehr verfolgt wird, halte ich die Aussage von Massimo Introvigne für zutreffend. Obschon die Anzahl der in Gefängnissen sitzenden ZJ nahezu historisch gering ist (siehe jw.org), beschränkt sich Verfolgung eben nicht auf diese eine Form der Gängelung.
Neben staatlich verordneter Verbote und Einschränkungen, die sich aktuell auf rund 35 Länder bezieht, muss auch kirchlich animierte Anstiftung zur Unterdrückung beachtrachtet werden, die meistens auf ziviler Ebene Ausdruck findet. Ich erinnere nur mal an die brutalen Vorfälle in Georgien, sowie an Pöbelrotten in Bulgarien, Israel und Indien (ebenfalls auf jw.org dokumentiert), was nur eine winzige Auswahl der jüngeren Vergangenheit aufzeigt. Auch die jahrelange Verweigerung der Verleihung der Körperschaftsrechte in vielen Ländern Europas (insbesondere in DE), ist eine dem Grundgesetz und der europäischen Konvention für Menschenrechte zuwiderlaufende Form der Diskriminierung, die wiederum zu massenhafter Gängelung von ZJ-Kindern in der Schule geführt hat, was auch ich am eigenen Leib erfahren habe.
Die Kritiker werfen uns einen „Verfolgungskomplex“, übersehen aber geflissentlich, dass sie selbst zu den böswilligen Verfolgern gehören und ihre Argumente damit ad absurdum führen.
Absolut. Überhaupt fällt auf, dass die Anti-Kult-Bewegung immer mehr Einfluss auf die Medien-Landschaft haben, unter dem Deckmantel der „Aufklärung“.
Dabei verkommt sie selbst zur Kult-Bewegung, wenn man sieht mit welch rücksichtslosem Eifer ihre Anhänger vorgehen.
Mit Aufklärung hat dies nur noch wenig zu tun – eher mit totalitärer Anti-Propaganda, die zu nichts weiterem führt als Hass zu schüren, und entzweiend zu wirken.