Das Comma Johanneum

In diesem Blogbeitrag geht es um eine, in den uns bekannten älteren Abschriften der Bibel, unbekannte Textpassage die wir in einigen aktuellen Bibel-Übersetzungen vorfinden und die man als Comma Johanneum bezeichnet.

Denn drei sind es, die Zeugnis ablegen im Himmel: der Vater, das Wort und der Heilige Geist, und diese drei sind eins;

1. Johannes 5:7 (Schlachter)

Ich werde im Zuge dieses Blogbeitrags nicht darauf eingehen wieso ich – wissenschaftlich gesehen – bezweifele dass das Comma Johanneum so von Johannes verfasst wurde, sondern werde die Textpassage exegetisch analysieren.

Für diese Analyse, tue ich einmal so, als wäre das Comma Johanneum absolut legitim.

Einige Trinitarier bestehen ja auf diesen Text, der Ihrer Meinung nach ja klipp und klar besagt, dass der Vater, das Wort (womit sie Jesus meinen) und der Heilige Geist das ein und dasselbe Wesen sind – also GOTT.

Zu aller erst würde ich dieser Aussage allerdings wiedersprechen. Das Wort „Gott“ gibt es in dieser Textpassage nicht. Er sagt also nicht: „…der Vater, das Wort und der Heilige Geist, und diese drei sind ein GOTT“ oder „…diese drei sind GOTT“, sondern dass sie „eins“ sind.

Inwiefern „eins“? Der direkte Kontext besagt es schon:

Denn drei sind es, die Zeugnis ablegen im Himmel: der Vater, das Wort und der Heilige Geist, und diese drei sind eins;

1. Johannes 5:7 (Schlachter) – Hervorhebung von mir

Vater, das Wort und der Heilige Geist würden also Zeugnis ablegen, und sind in diesem Zeugnis eins… das ist es was der Vers selbst aussagt. Erweiteren wir den Kontext, um dies klarer zu machen.

1.Johannes 5:7-8 im erweiterten Kontext

Schauen wir uns den erweiterten Kontext an. Seinen ersten Brief startet Johannes mit folgenden Worten:

Was von Anfang war, was wir gehört haben, was wir mit unseren Augen gesehen haben, was wir angeschaut und was unsere Hände betastet haben vom Wort des Lebens  — und das Leben ist erschienen, und wir haben gesehen und bezeugen und verkündigen euch das ewige Leben, das bei dem Vater war und uns erschienen ist—,  was wir gesehen und gehört haben, das verkündigen wir euch, damit auch ihr Gemeinschaft mit uns habt; und unsere Gemeinschaft ist mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus.  Und dies schreiben wir euch, damit eure Freude vollkommen sei.

1. Johannes 1:1-4 (Schlachter)

Die ersten Sätze beschreiben also um was es Johannes in seinem Brief geht – um eine Zeugenaussage oder Beweise zur Identität des Sohnes Gottes.

An wen schrieb Johannes diesen Brief? Das sagt der Brief nicht explizit, aber man kann davon ausgehen dass er sich an Christen im Allgemeinen wendet. Johannes beschreibt intensiv 3 Dinge in Verbindung mit dem Zeugnis.

  1. Liebe – die Eigenschaft die das Zeugnis in jedweder erdenklichen Form bestätigt
  2. Sünde – der Gegensatz zur Liebe die Gott uns durch seinen Sohn entgegenbringt
  3. Antichristen – beschreibt diejenigen die das Zeugnis Jesu leugnen, und damit der Lehre des Christus gegnerisch gegenüberstehen.

In 1. Johannes 4:12-14 sagt Johannes uns dann Folgendes:

Niemand hat Gott jemals gesehen; wenn wir einander lieben, so bleibt Gott in uns, und seine Liebe ist in uns vollkommen geworden. Daran erkennen wir, dass wir in ihm bleiben und er in uns, dass er uns von seinem Geist gegeben hat. Und wir haben gesehen und bezeugen, dass der Vater den Sohn gesandt hat als Retter der Welt.

1. Johannes 4:12-14 (Schlachter)

Johannes behauptet also dass niemand Gott jemals gesehen habe. Schon alleine diese Aussage beweist dass Jesus nicht der allmächtige Gott sein kann. Interessant dass Johannes im darauffolgenden Satz sagt dass man jedoch gesehen hat, und deswegen bezeugen kann, dass der Vater den Sohn gesandt hat als Retter der Welt.

Die Liebe Jesu, von der Johannes Augenzeuge war und dessen Auswirkung er aus erster Hand mit erleben durfte, war für Ihn der absolute Beweis dass Jesus von Gott gesandt wurde. Wieso? Weil er durch Jesus erkannte dass „Gott Liebe ist“ (1. Johannes 4:16). Doch Johannes bleibt nicht bei seiner menschlichen Zeugenaussage. Er beschreibt in der Folge ein göttliches Zeugnis.

Wieder geht es um Zeugnis. Was ist Zeugnis? Der Duden beschreibt es so: „etwas, was das Vorhandensein von etwas anzeigt, beweist„. Zeugnis ist die Bestätigung einer Behauptung durch zweite oder dritte.

Das alt-griechische Wort für „Zeugnis“ das Johannes verwendet ist „marturia“ (siehe Strongs #3141), was in den meisten Fällen nichts anderes beschreibt wie eine Zeugenaussage (engl.: testimony), wie vor einem Gericht. Eine Zeugen-Aussage wird, wenn man ihr glaubt, als Beweis gewertet.

Nehmen wir diese Bedeutung der Beweisführung und verbinden wir sie mit den Aussagen aus 1. Johannes Kapitel 5

Er ist es, der durch Wasser und Blut gekommen ist, Jesus der Christus; nicht durch Wasser allein, sondern durch Wasser und Blut. Und der Geist ist es, der Zeugnis gibt, weil der Geist die Wahrheit ist.

1. Johannes 5:16 (Schlachter)

Der Geist liefert also einen Beweis, dass Jesus Gottes Sohn ist. Dadurch dass Jesus nach seiner Taufe aus dem Wasser herauskam, und Gott ihn ausdrücklich als seinen Sohn anerkannte (Mat. 3:17). Jesu Blut oder sein Leben, das er „als ein entsprechendes Lösegeld für alle“ gab, bezeugte ebenfalls, dass er Gottes Sohn ist (1. Tim. 2:5, 6). Und auch der heilige Geist bezeugte, dass Jesus Gottes Sohn ist, als er bei Jesu Taufe auf ihn herabkam. In der Kraft des Geistes ging Jesus „durchs Land und tat Gutes und machte alle gesund, die vom Teufel bedrückt wurden“ (Joh. 1:29-34; Apg. 10:38).

…und drei sind es, die Zeugnis ablegen auf der Erde: der Geist und das Wasser und das Blut, und die drei stimmen überein.

1. Johannes 5:8 (Schlachter) – Hervorhebung von mir

Das Wasser, das Blut und der Geist stimmen in ihren Zeugen-Aussagen überein, liefern als die Beweise für die eine Wahrheit – Jesus ist Gottes Sohn, der Christus, der Retter der Welt. Sie tun dies wie eben beschrieben durch 3 unterschiedliche Dinge: die Taufe, den Opfertod und die Geistsalbung. Diese drei Dinge sind jedoch nicht ein und dasselbe. Es sind drei unterschiedliche Beweise für eine Wahrheit.

Das Comma Johanneum sagt uns dass dies die sichtbaren Beweise, oder Zeugen-Aussagen, auf der Erde wären. Im Himmel ergibt sich dann folgendes Zeugnis laut Comma Johanneum:

Denn drei sind es, die Zeugnis ablegen im Himmel: der Vater, das Wort und der Heilige Geist, und diese drei sind eins;

1. Johannes 5:7 (Schlachter) – Hervorhebung von mir

Wie im Himmel, so auch auf der Erde – der Vater (der allmächtige Gott), der Heilige Geist (Gottes wirksame Kraft), und das Wort (Jesus Christus selbst) liefern also übereinstimmende Beweise. Jesus ist Gottes Sohn, der Christus, der Retter der Welt.

Dies ist die Kernaussage von Johannes Kapitel 5.

Nun mögen Dreieinigkeitsverfechter mir in diesen Punkten sogar teilweise zustimmen, und sich vielleicht sogar bestätigt fühlen! „Drei unterschiedliche Beweise für eine Wahrheit! Drei unterschiedliche Personen und ein Wesen: der allmächtige Gott!“

Nun kommt aber das interessante an dieser Argumentation. Sie kann, ja DARF sogar biblisch gesehen nicht funktionieren, dann wenn sie das täte, wäre der Beweis Gottes gemäß SEINEN eigenen Regeln unzulässig.

Die Trinität kann so wie in 1. Johannes 5 (inklusive dem Comma Johanneum) beschrieben nicht funktionieren, ohne dass Gott seine eigenen Grundsätze und Beweisregeln über Bord werfen würde.

Wieso kann man das sagen. Wie wir bereits bewiesen haben, geht es im Kontext gesehen um Zeugnisse, also vor Gericht standhaltende Zeugenaussagen! Welche Regeln hatte Gott denn festgelegt um Zeugenaussagen als Beweise zulässig zu machen? Ich ging darauf vor einiger Zeit bereits im Blogartikel über die „Zwei-Zeugen Regel“ ein.

Hier nochmal die Bibeltexte:

Wenn irgendjemand einen Menschen erschlägt, darf man den Mörder nur aufgrund von Zeugenaussagen (Mehrzahl) töten; doch aufgrund der Aussage nur eines einzigen Zeugen darf man einen Menschen nicht töten. (4. Mose 35:30)

Wenn es um Leben oder Tod eines Angeklagten geht, darf er nur auf die Aussage von zwei oder drei Zeugen hin zum Tod verurteilt werden. Auf die Aussage eines einzigen Zeugen hin darf er nicht zum Tod verurteilt werden. (5. Mose 17:6)

Wenn es um ein Verbrechen oder ein Vergehen geht, darf ein einzelner Belastungszeuge nicht Recht bekommen, welches Vergehen auch immer der Angeklagte begangen hat. Erst auf die Aussage von zwei oder drei Zeugen darf eine Sache Recht bekommen. (5. Mose 19:15)

Nun handelt es sich hier um das mosaische Gesetz, welches seid Jesu Opfertod für Christen nicht mehr gültig ist – es sei denn, das die entsprechenden Teile dieses Gesetzes von Christen des 1. Jahrhunderts bestätigt bzw. bekräftigt wurden.

Paulus tat dies:

Nimm gegen einen Ältesten keine Klage an, außer wenn zwei oder drei Zeugen sie bekräftigen. (1. Timotheus 5:19)

Jesus selbst bestätigte diese Auffassung, dass mehrere unterschiedliche Zeugen nötig wären um eine Wahrheit zu identifizieren.

In eurem Gesetz heißt es: Wenn zwei Zeugen in ihrer Aussage übereinstimmen, ist das, was sie sagen, glaubwürdig. ´So ist es auch hier:` Ich bin mein eigener Zeuge, und mein Vater, der mich gesandt hat, ist ebenfalls mein Zeuge. 

(Johannes 8:17,18 – Neue Genfer Übersetzung)

Jesus bezieht sich hier auf das mosaische Gesetz, wonach in einem Rechtsfall ein Beweis nur dann als gültig betrachtet wurde wenn mindestens 2 Zeugen dies bestätigten. Wichtig: es mussten 2 unterschiedliche Personen sein! Wäre Gott (der Vater) in irgendeiner Weise gleichzusetzen mit Jesus (dem Sohn), dann wäre Jesu Aussage aus Johannes 8:17,18, sowie die Auslegung dass das Comma Johanneum und 1. Johannes 5 besagen, dass Vater, Wort und Heiliger Geist bezeugen eine Dreieinigkeit zu sein, biblisch gesehen ein Betrug des alllmächtigen Gottes gemäss seinen eigenen festgelegten Regeln!

Auch wenn der Vater, der Sohn und der Heilige Geist laut den Trinitariern unterschiedliche Personen sind, so bilden sie (laut ihnen) alle in gleicher Weise den einen allmächtigen Gott. Laut Trinitariern hat Jesus also gesagt:

„Ich, der allmächtige Gott, bin mein eigener Zeuge, und mein Vater, der allmächtige Gott, der mich, den allmächtigen Gott, gesandt hat, ist ebenfalls mein Zeuge.“

Wieviele Zeugen hätten wir dann? Wenn Trinitarier recht hätten, würde dies für jeden unparteischen Richter als ein einziger Zeuge gelten.

Egal wie man es biegt und uminterpretiert um es der eigenen Auffassung gefügig machen zu wollen – in der Quintesszens würde diese Aussage immer darauf hinauslaufen, dass es nur einen Zeugen gäbe, und nicht mehrere.

„Wenn ich keinen anderen Zeugen hätte als mich selbst, dann wäre das, was ich über mich sage, nicht glaubwürdig.“

Jesus selbst in Johannes 5:31 – Neue Genfer Übersetzung

Ebenso ist es interessant dass das Johannes-Evangelium sowie die Briefe des Johannes an die Versammlungen von demselben Johannes verfasst wurden – eine unterschiedliche Ansicht oder Sichtweise wegen unterschiedlichen Schriebern ist also ebenfalls ausgeschlossen!

Gemäss Jesu eigener Aussage, und den von Gott dem Allmächtigen aufgestellten Regeln für Zulässigkeit von Beweisen, ist das Comma Johanneum sowie sonstige Aussagen in denen der Vater, Jesus und der heilige Geist in einem Atemzug genannt werden, als Zeugnis der Trinität Gottes unzulässig. Die Bibel beweist also eindeutig (und dabei unabhängig von der Übersetzung die man verwendet) dass die Dreieinigkeit nicht stimmen kann!

2 Gedanken zu “Das Comma Johanneum

  1. Das Kriterium mindestens 2 Zeugen aufzustellen damit etwas als wahr ist (angesehen wird) ist definitiv nur eine Regel für begrenzte Menschen als Kriterium gegeben. Ganz sicher nicht als Kriterium für den nicht in Raum und Zeit und Begrenzungen unterworfenen Gott. Würde deine Ausführung stimmen, dann könnte eine Aussage Gottes nur dann wahr sein, wenn sich neben Ihm selbst mindestens 1 weitere Person oder 1 Wesen oder was auch immer der Aussage ansschliesst. Dies ist absurd und so bestimmt nicht gemeint. In der Tat kann auch etwas das nur von Gott selbst gesagt wird wahr sein, auch wenn niemand sons Zeugnis davon ablegt. Wenn Jesus bezeugt, dass sowohl er bezeugt als auch sein Vater, dann spricht er vom Zeugnis seines Vaters aus den alttestamentlichen Schriften und Propheten die die Pharisäer kannten und glauben mussten. Er ist nach dem Kriterium welches GOTT FÜR DIE MENSCHEN aufgestellt hat sogar glaubwürdig und erfüllt diese Kriterien an die die Pharisäer hätten glauben müssen. Die Lehre dass Jesus Christus GOTT ist, ist keinesfalls widerlegt. Christus hat als Mensch und Gott bezeugt und durch den menschlichen Teil die für Menschen aufgestellten Kriterien erüllt.

    • Danke für deinen Kommentar. Du sagtest: „Würde deine Ausführung stimmen, dann könnte eine Aussage Gottes nur dann wahr sein, wenn sich neben Ihm selbst mindestens 1 weitere Person oder 1 Wesen oder was auch immer der Aussage ansschliesst.“ – Ist dem nicht so?

      Gott ist der Urheber von vollkommenen sowie zeitlosen Prinizipien und Maßstäben. Und er hält sich auch selbst an diese vollkommenen Maßstäbe und Prinzipien. Keine Aussage Gottes die er uns durch sein Wort mitgeteilt hat ist ohne Zeugnis entstanden, wenngleich für uns Menschen Glaube notwendig ist da es sich in vielen Belangen um unsichtbare Zeugnisse handelt die sich im geistigen Bereich abspielen, wo – wie Du schon sagtest – Zeit und Raum keine Rolle spielen.

      Für Gott zählt das Prinzip: eine Aussage muss bewiesen werden, sonst handelt es sich um eine Lüge. Gott lässt sich nicht täuschen, und er selbst täuscht niemanden (Jakobus 1:13)

      Durch Gottes vollkommene Weitsicht, seine Allwissenheit und sein vollkommenes Urteilsvermögen, und seine Unabhängigkeit von physikalischen Grenzen, ist dies natürlich leicht. Für uns kleine unvollkommene Menschen unter Umständen eher nicht.

      Bezüglich der Aussage Jesu aus Johannes 8:17,18 scheinst Du von der Prämisse auszugehen dass Jesus Gott der Allmächtige sei. Dass das Zeugnis seines Vaters aus den alttestamentlichen Schriften ist, würde also bedeuten dass dieses Zeugnis von Ihm selbst kommt, da er ja essenziell ein Wesen mit dem Vater ist.

      Das Problem ist, dass Jesus dann seine Zuhörer täuschte indem er auf das mosaische Gesetz verwies (welches die Schriftgelehrten gut kannten, wenngleich sie sich nicht an den Geist dieses Gesetzes hielten), welches klipp und klar eine Aussage von zwei unterschiedlichen Personen verlangte um einen Beweis vor Gericht „glaubwürdig“ zu machen.

      Das Jesus sagte: „In eurem Gesetz heißt es: Wenn zwei Zeugen in ihrer Aussage übereinstimmen, ist das, was sie sagen, glaubwürdig.“ UND „„Wenn ich keinen anderen Zeugen hätte als mich selbst, dann wäre das, was ich über mich sage, nicht glaubwürdig.“, dann ist es für micht glasklar, dass wenn Jesus seine Position durch ein Zeugnis seines himmlischen Vaters glaubwürdig werden lässt, er von einer anderen Person und einer von Ihm getrennten Identität spricht als seine eigene. Andernfalls ist seine Aussage, laut seinen eigenen aufgestellten vollkommenen Prinzipien nicht glaubwürdig.

      Dieses Verständnis bestätigt Jesus selbst mit seinen Aussagen in demselben Gespräch mit den Pharisäern in Johannes 8:26-29.

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