Vor kurzem hatte ich einen Blog mit viel Interesse gelesen, und habe sogar einen Artikel daraus hier verlinkt.
Vor einigen Tagen besuchte ich die Seite und fand eine interessante Frage die ich hier kurz besprechen möchte. Der Blogger schrieb einen Artikel zum Thema „Folgen die Zeugen Jehovas wirklich Jehova?“
Zuerst möchte ich erwähnen dass ich persönlich den Großteil der Beiträge im besagten Blog sehr gut und biblisch fundiert finde. Er zeigt dass man sich tatsächlich Mühe gibt biblisch untermauerte Gedanken preiszugeben, weswegen ich meine Hochachtung vor den Schreibern was diese Beiträge anbelangt hier zum Ausdruck bringen möchte.
Aber zurück zum Artikel „Folgen die Zeugen Jehovas wirklich Jehova?“ – Zusammengefasst beschreibt der Beitrag dass Zeugen Jehovas Jehova nicht folgen, da Sie ihn nicht in seiner Ganzheit als dreieinigen Gott anerkennen.
Ich respektiere die Meinung des Schreibers, möchte aber hier auf einige Probleme im Allgemeinen aufmerksam machen, die ich bereits als „Volkskrankheit“ unter Verfechtern der Dreieinigkeitslehre ausmachen konnte.
Das Argument das immer wieder angebracht wird um zu belegen dass Zeugen Jehovas (und im Übrigen alle anderen die der Trinitätslehre nicht glauben) geistig blind sind, und deshalb das „dreieinige Wesen“ Gottes nicht verstehen können, ist dass man es im Grunde selbst nicht völlig versteht oder verstehen kann, selbst wenn man möchte. Nur von Gott Auserwählte, die seinen Geist bekämen, könne er sich in diesem Wesen offenbaren.
Nun denn, der Schreiber des Beitrages (ein gewisser S. Hadley) versucht zu erklären welche Grundregeln in der Bibelauslegung er genutzt hat um zum biblisch begründeten Schluss zu kommen dass Jesus gleich Gott (dem allmächtigen Gott) ist – dies zitiere ich hier einmal:
Die erste finden wir in 2. Petrus 1,20: „. . .zuerst wisset, daß keine Weissagung der Schrift von eigener Auslegung ist.” Das heißt, sie darf nicht getrennt werden von all den Weissagungen, die die Bibel anderswo gegeben hat. Mit anderen Worten, wenn eine Auslegung einer bestimmten Stelle vorgenommen wird, müssen alle anderen Stellen mit in Betracht gezogen werden, besonders diejenigen, die über dasselbe Thema sprechen. Viele sind zu falschen Schlüssen gekommen, weil sie versäumt haben, das zu tun.
Die zweite ist Johannes 16,13 entnommen: „Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, gekommen ist, wird er euch in die ganze Wahrheit leiten; denn er wird nicht aus sich selbst reden, sondern was irgend er hören wird, wird er reden, und das Kommende wird er euch verkündigen.“ Wenn wir nicht die Leitung des Heiligen Geistes haben, können wir die Gedanken Gottes aus Seinem Wort nicht einmal erkennen, denn „Der natürliche Mensch … nimmt nicht an, was des Geistes Gottes ist weil es geistlich beurteilt wird” (1. Kor. 2,14). Der Heilige Geist lebt in jedem wahren, wiedergeborenen Christen, und wenn wir uns dem Herrn hingegeben haben, wird Er uns aus der Schrift Seine Wahrheit lehren.
Der ersten Leitlinie stimme ich vollends zu. Auch ich versuche dies zu beherzigen wenn ich nachvollziehbare Schlüsse aus biblischen Texten ziehen möchte. Nur wenn man die Bibel als Ganzes betrachtet, und fest daran glaubt dass sie sich nirgends widerspricht, wird man aufgrund aller Texte die Licht auf ein bestimmtes Thema werfen die korrekten Schlüsse ziehen können. Lässt man etwas weg, kann es sein dass sich ein Irrglaube einschleicht. Deswegen ist ein gewissenhaftes Studium des gesamten Bibelkanons (wohlgemerkt zähle ich die Apokryphen nicht dazu) unabdingbar.
Auch der zweiten Leitlinie stimme ich grundlegend zu.
Nun kommt eine Argumentationsfolge aufgrund Biblischer Texte die beweisen soll dass es ganz logisch ist, Jesus mit Gott gleichzusetzen, bzw. Jesus = Jehova ist:
Hebräer 1,6: „Wenn er (Gott) aber den Erstgeborenen (Jesus Christus) wiederum in den Erdkreis einführt, spricht er: „Und alle Engel Gottes sollen ihn anbeten.” Gott weist die Engel an, den Herrn Jesus anzubeten.
Jesaja 43,11: „Ich, ich bin Jehova, und außer mir ist kein Heiland” (oder: Retter). Jehova ist der einzige Heiland.
Matthäus 1,21: „Und sie wird einen Sohn gebären, und du sollst seinen Namen Jesus heißen; denn er wird sein Volk erretten von ihren Sünden.” Jesus ist der Erretter von Sünden.
Apostelgeschichte 4,12: „Es ist in keinem anderen das Heil, denn auch kein anderer Name ist unter dem Himmel, der unter den Menschen gegeben ist, in welchem wir errettet werden müssen.” Jesus ist der einzige Heiland.
1.Joh. 4,14: „Und wir haben gesehen und bezeugen, daß der Vater den Sohn gesandt hat als Heiland der Welt.” Jesus ist der Heiland der Welt“
1.Petrus 1,1: „…durch die Gerechtigkeit unseres Gottes und Heilandes Jesus Christus.”
Hebräer 1,8: „…in bezug auf den Sohn (spricht er, d. h. Gott) aber: Dein Thron, o Gott, ist von Ewigkeit zu Ewigkeit…” Hier wird Jesus von Gott dem Vater als Gott angesprochen.
1.Johannes 5,20: „Wir wissen aber, daß der Sohn Gottes gekommen ist und uns ein Verständnis gegeben hat, auf daß wir den Wahrhaftigen kennen; und wir sind in dem Wahrhaftigen, in seinem Sohne Jesus Christus. Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben.” Hier wird Jesus Christus der wahrhaftige Gott und das ewige Leben genannt.
Zuerst sei einmal löblich zu erwähnen, dass S. Hadley sich auf die Heilige Schrift beruft bei seiner Argumentationskette.
Ich möchte nun einmal (wenn auch kurz) auf jeden dieser Verse eingehen, und zeigen dass S. Hadley hier einige Fehler in der Textanalyse begangen hat.
Hebräer 1,6 – das griechische Verb welches hier (Elberfelder) mit „anbeten“ wiedergegeben wird ist „proskuneó“ was im Grunde genommen nichts anderes bedeutet als eine ehrerbietende Haltung anzunehmen, oder sich jemandem bereitwillig unterzuordnen und ihm zu gehorchen (siehe Strong’s 4352). Die Septuaginta verwendet das gleiche Wort in 2. Könige 2,15 wo es in den meisten Bibelübersetzungen mit „niederbeugen“ wiedergegeben wird. Andere Bibelübersetzungen nehmen das Wort „huldigen“ um dem Ausdruck gerecht zu werden. Und tatsächlich ist dies berechtigt im Sinne des Bibelverses. Gott (der Vater, JHWH) hat seinem Sohn (Jesus) Königsmacht gegeben, und ihn somit Herrschaft über die gesamte Schöpfung gegeben. Er befiehlt seinen Engeln dem Sohn Ehrerbietung entgegenzubringen – ihn zu huldigen, sich vor Ihm niederzubeugen, und sich ihm bereitwillig zu unterstellen.
In diesem Kontext möchte ich hier mit Hebräer 1,8 weiterfahren, welcher ebenfalls als Beweis mit einbezogen wird. Man brauch nicht weit zu schauen um weiteres Licht auf diese Passage zu werfen – in Hebräer 1,9 steht nämlich folgendes (Elberfelder): „du hast Gerechtigkeit geliebt und Gesetzlosigkeit gehasst; darum hat dich, Gott, dein Gott gesalbt mit Freudenöl vor deinen Gefährten.“ Gott wurde also von Gott gesalbt? Nunja – das scheint es zu sein was hier steht. Bei Hebräer 1,8-9 handelt es sich allerdings um ein Zitat aus den hebräischen Schriften, nämlich aus Psalm 45, 7-8. Interessant ist wie die Neue-Genfer-Übersetzung dies wiedergibt: „Dein Thron, göttlicher Herrscher, hat für immer Bestand; das Zepter in deiner Hand ist Zeichen für deine gerechte Herrschaft. Du liebst das Recht, und alle Gottlosigkeit ist dir verhasst. Deshalb hat Gott, dein Gott, das Salböl der Freude in solcher Fülle über dich ausgegossen wie bei keinem deiner Gefährten.“
Dies wirft ein völlig neues Licht auf diesen Bibelvers, denn auf einmal ist nicht mehr von GOTT die Rede sondern von einem „göttlichen Herrscher“ welcher von „Gott, [seinem] Gott“ gesalbt wurde.
Die Fußnote in der NGÜ sagt zu dem Begriff „göttlicher Herrscher“: Dein Thron, o Gott. Der König wurde von Gott eingesetzt und konnte deshalb als göttlicher Herrscher bezeichnet werden.
Beide Bibelverse aus Hebräer 1,8-9 und Psalm 45,7-8 zeigen im Hinblick des Kontextes deutlich dass es sich um 2 unterschiedliche Personen handelt: Der allmächtige Gott, Jehova, und der von Gott eingesetzte und damit „göttliche Herrscher“, sein Sohn, Jesus Christus.
Darüber hinaus, hat uns der Schöpfer einen Sinn für Logik mitgegeben. Wenn es um Salbung zu einer übergeordneten Stellung geht, geschah dies im biblischen Kontext immer von Gott dem Allmächtigen (JHWH) aus, welcher bspw. die rechtmäßigen Könige Israels durch Propheten salbte. Diese Menschen wurden dadurch von Gott in eine erhöhte Machtstellung gebracht, und als Gottes Volk hatte man sich diesem gesalbten König unterzuordnen. Rebellion gegen diesen König war gleichbedeutend mit Rebellion gegen Gott (siehe 1. Samuel 24,4-6). Diese von Gott bewirkte erhöhte Stellung machte diese Könige aber Gott nicht gleich – nein, sie waren weiterhin auf Gott den Allmächtigen angewiesen.
Was kann man daraus schlussfolgern? Ein Gott der bereits Allmacht besitzt kann sich nicht selbst salben (d.h. sich selbst anerkennen und in eine höher als höchste Stellung bringen). Ebenso ist es unsinnig bereits vollkommenen gottgehorsamen Engeln den Befehl zu geben gottgehorsam zu sein!
Es bedarf eines Delegierens der Machtposition, um anderen zu sagen dass Sie nun auch jemand anderem rechenschaftspflichtig sind.
Kommen wir nun zum Heiland und Retter (Jesaja 43,11; Matthäus 1,21; Apostelgeschichte 4,12; 1. Joh 4,14; 2. Petrus 1,1). Wie die soeben besprochenen Punkte zeigen ist Jesus Retter aufgrund der Unterstützung und Salbung mit heiligem Geist seines Vaters JHWH. Wenn im alten Israel ein von Gott eingesetzter König das Volk vor Unterdrücker rettete, durch die Macht die Gott ihm gab – wer war dann in Wirklichkeit der Retter? – JHWH: der allmächtige Gott natürlich. Durfte der König denn auch Retter genannt werden? Nichts spricht dagegen: der König gehorchte Gott bereitwillig, und dadurch war es auch sein Verdienst diesen Titel tragen zu dürfen.
Jehovas Zeugen glauben dass es keine Rettung gibt, außer durch das Ausüben des Glaubens an Jesus Christus. Da Jesus von seinem Vater (dem allmächtigen Gott Jehova) gesandt wurde und durch die Taufe mit heiligem Geist gesalbt wurde, wer wären wir dies zu leugnen, und keinen Glauben an Jesus Christus auszuüben?! Würden wir nicht an Jesus glauben, wäre unser Glaube an JHWH wertlos.
Zu dem von Trinitariern beliebten Bibeltext 1. Johannes 5,20, haben Zeugen Jehovas beispielsweise diesen Artikel im Wachtturm vom 15. Oktober 2004 verfasst. Auf die Gefahr hin beschuldigt zu werden einer „willkürlichen“ Interpretation von Zeugen Jehovas Glauben zu schenken… es gibt auch Leute die sich als Christen bezeichnen, aber weder Zeugen Jehovas noch Trinitarier sind die dem ebenso zustimmen (eines von vielen Beispielen hier)
Der Artikel geht weiter mit folgendem Argument aus, und die Erklärungen, wie ich finde, werden immer eigenwilliger:
Im Johannesevangelium erklärt der Herr Jesus an verschiedenen Stellen, daß Er ebenso Gott ist wie der Vater. Eine bemerkenswerte Schriftstelle ist Johannes 5,23: „auf daß alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. Wer den Sohn nicht ehrt, ehrt den Vater nicht, der ihn gesandt hat.“ In Johannes 8,58: „Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ehe Abraham ward, bin ich.“ Hier nimmt Jesus genau denselben Namen an wie Gott in 2. Mose 3,14, als Er zu Mose sprach. Gott wies Mose an, er solle den Kindern Israel sagen: „ICH BIN hat mich zu euch gesandt…”
An dieser Stelle kann man wieder das obige Beispiel mit dem von Gott gesalbten König zur Hand nehmen: Wer im Israel den von Gott eingesetzten König nicht ehrte, ehrte somit automatisch ebenfalls Gott nicht. Wieso?
Weil die von Gott gesalbten Könige auf den „Thron der Königsherrschaft des HERRN“ eingesetzt wurden (1. Chronika 28,5 und 29,23). Dem König Ehrerbietung zu bekunden, war gleichbedeutend ihn als von Gott eingesetzt anzuerkennen. Würde man den König nicht ehren, so würde man automatisch den der ihn eingesetzt hat keine Ehre entgegenbringen.
Genau das wollte Jesus sagen: Wer den Sohn nicht ehrt, ehrt den Vater nicht, der ihn gesandt hat.
War der König gleichzusetzen mit dem allmächtigen Gott? Sicher nicht.
Als nächstes macht man den Fehler Johannes 8,58 mit 2. Mose 3,14 gleichzusetzen.
In 2. Mose 3,14 wird das hebräische Wort אֶֽהְיֶ֖ה (transl.: ehyeh) benutzt was von vielen Bibelübersetzern (die meist selbst Trinitarier sind) mir „ICH BIN“ übersetzt wird.
Schaut man in einer Konkordanz nach demselben hebräischen Verb kommt man jedoch schnell auf ein anderes Bild. Das gleiche Verb wird in 90 Prozent der Fälle, nicht mehr mit „sein“ sondern mit „werden“ wiedergegeben. Bibellexika wie Strong’s oder Thayer‘s bestätigen dies.
In Wirklichkeit müsste die Übersetzung also „ICH WERDE“ lauten. Richtigerweise übersetzen einige Übersetzer auch diese Passage mit „Ich werde sein“ (Lutherbibel 1984) oder „Ich werde mich erweisen“ (Neue-Welt-Übersetzung).
Die in Johannes 8,58 angeführte Aussage hat also herzlich wenig mit der Aussage aus 2. Mose 3,14 zu tun. Sogar die Septuaginta verwendet in Ihrer Übersetzung ein anderes Wort!
Näheres dazu hier.
Nun geht es weiter im Artikel:
Manchmal wird Johannes 14,28 („…denn mein Vater ist größer als ich”) als Beweis dafür angeführt, daß Jesus bezüglich der Gottheit nicht mit Gott dem Vater auf einer Stufe stehe. Hier nimmt Er jedoch nur Bezug auf Sein Menschsein. Hebräer 2,9 berichtet: „Wir sehen aber Jesum, der ein wenig unter die Engel wegen des Leidens des Todes erniedrigt war … auf daß er den Tod schmeckte …” Als der Sohn Gottes ein Mensch wurde, nahm Er eine niedrigere Stellung ein. Was jedoch Seine eigentliche Person betrifft, ist der Herr Jesus Gott.
Diese Erklärung finde ich komisch. Da versucht (laut Trinitariern) Jesus allen die ganze Zeit klar zu machen dass er Gott, dem Vater ebenbürtig ist, und dann bezieht er sich ausgerechnet bei dieser Aussage auf sein menschliches Dasein. Bei den anderen Aussagen ist dies aber „anscheinend“ nicht der Fall.
Wenn man den Kontext betrachtet macht die Erklärung noch weniger Sinn. Jesus nimmt nicht etwa Bezug auf sein menschliches Dasein, sondern spricht davon wieder bei seinem Vater im Himmel zu sein, und dass sich seine Jünger für ihn freuen dürften, denn dann wäre er beim „Vater, der größer ist als ich“.
Ebenso entgeht dem S. Hadley, dass Zeugen Jehovas durchaus an die vormenschliche Existenz Jesu glauben. Somit ist Hebräer 2,9 kein Widerspruch, sondern eine sehr logische Darstellung der Ereignisse um Jesu Menschwerdung. Jesus war vor seiner menschlichen Existenz im Himmel, und wurde bei Menschwerdung niedriger gestellt als Engel – denn als Engel wären die Geburt als hilfloses Baby sowie fleischliche Schmerzen und Tod nicht möglich gewesen.
Die Bibel erklärt ganz klar, das Jesus nach seiner Rückkehr im Himmel, in eine erhöhte Stellung eingesetzt wurde (Philipper 2,9-11). Diese Erklärung wäre völlig unnötig, wenn Jesus vor seiner menschlichen Existenz bereits besagte erhöhte Stellung innehatte, bzw. selbst Gott wäre. Man kann sich nicht in eine höhere als höchste Stellung einsetzen, dies entbehrt jedweder Logik.
Es wird behauptet, es sei unvernünftig zu glauben, Gott sei ein dreieiniger Gott – Vater, Sohn und Heiliger Geist, und dieser Gedanke stamme aus der heidnischen Philosophie. In Wirklichkeit ist menschliches Urteilsvermögen zu schwach und reicht nicht hin, wenn es darum geht, unseren großen und wunderbaren Gott zu begreifen. Die Schrift erklärt ja, daß „die Welt durch die Weisheit Gott nicht erkannte …” (1. Kor. 1,21). Gott ist nicht zugänglich für bloße verstandesmäßige Erkenntnis und Urteilskraft. Er will, daß man Ihm glaubt, Ihn liebt und Ihm gehorcht. Der heidnische Götzendienst aus alter Zeit, der eine Dreiheit von Göttern enthalt, ist nur eine Nachahmung des eines wahren Gottes. Satan, der durchaus um das Wesen Gottes weiß, ist ein Meister im Nachahmen. Schon im allerersten Kapitel der Bibel offenbarte sich Gott in der Mehrzahl, indem Er sagte: „Lasset uns Menschen machen in unserem Bilde…” (Vers 26).
Hier dann die Frage: Wann wurde das Dogma eines Dreieinigen Gottes in der Kirche eingeführt? War das Dogma eines Dreieinigen Gottes bereits vor dem 3ten Jahrhundert n. Christus fest verwurzelt im Glauben der Großkirche?
S. Hadley verweist auf 1. Mose 1:26 um zu zeigen dass die Dreieinigkeit bereits in den hebräischen Schriften beschrieben wird. Dieses „Lasst uns“ kommt sogar mehrmals im Schöpfungsbericht vor. Wenn Gott in der Mehrzahl von sich selbst in einer Person spricht, wäre es da nicht logisch zu erwarten, dass er dies durchgehend tun würde? Nach dem Schöpfungsbericht spricht Gott aber nur noch in der Einzahl von sich selbst – und die Bibelschreiber allesamt ebenso!
Könnte es nicht sein, dass wenn Jesus tatsächlich der „Erstgeborene“ oder „Anfang“ aller Schöpfung ist, er die allererste Schöpfung darstellt? Zum Begriff „prototokos“ welchen man in diesem Zusammenhang in Kolosser 1,15 finden kann, sagt Thayer’s Lexicon folgendes:
Christ is called πρωτότοκος πάσης κτίσεως …, as in τά πρωτότοκα τῶν προβάτων, Genesis 4:4; τῶν βοῶν, Deuteronomy 12:17; τῶν υἱῶν σου, Exodus 22:29), who came into being through God prior to the entire universe of created things (R. V. the firstborn of all creation) (see κτίσις, 2 b.), Colossians 1:15;
Der Begriff wird in Strong’s Concordance, mit Erstling oder Erstgeborenen wiedergegeben. Interessant ist in welchem Zusammenhang dieser Begriff in anderen Bibelversen gebraucht wird:
- In 1.Mose 4,4 opfert Abel Gott die „Erstlinge“ seiner Herde.
- In 5. Mose 21,17 wird dem Erstgeborenen ein Doppelter Anteil am Erbe wegen seines Erstgeburtsrechts zugesprochen.
- Ebenso wird in 5. Mose 12,6; 12,17; 14,23 auf den Wert der Erstgeborenen eines Tieres der Herde eingegangen (es wurde als der wertvollste Nachkomme angesehen), und dass Gott große Wertschätzung dafür hätte, wenn diese von Anbetern für ihn freiwillig als Opfergabe dargebracht würden.
Dass Gott damit vorzeigen wollte, dass auch er seinen Erstgeborenen als bedeutendes wertvolles Sühnopfer für uns Menschen darbringen würde, sei hier nur mal am Rande erwähnt.
Der Punkt ist, dass es sich bei dem Begriff „prototokos“ in der Bibel immer um ein aus einem vorher bereits existierenden Wesen heraus erstmals geborenen Geschöpf handelt, welches unter den weiteren aus demselben Wesen geborenen Geschöpfen in der Hierarchie seiner Geschwister und weiteren Nachkommen die höchste Stellung einnahm, und besondere (Vor)rechte hatte!
Kann es also nicht sein dass Gott (der Vater – JHWH), im Hinblick auf die wahre Bedeutung von „prototokos“ ein Geistgeschöpf als Erstgeborener, oder Anfang aller Schöpfung hervorgebracht hat, welcher automatisch die Höchste Stellung unter all anderer Schöpfung durch sein Erstgeburtsrecht einnahm?
S. Hayer gibt Kolosser 1,16 an:
Denn in ihm ist alles in den Himmeln und auf der Erde geschaffen worden, das Sichtbare und das Unsichtbare, es seien Throne oder Herrschaften oder Gewalten oder Mächte: Alles ist durch ihn und zu ihm hin geschaffen; (Kolosser 1,16 – Elberfelder Übersetzung)
Was S. Hayer unerwähnt lässt, ist das Zeugen Jehovas diesem Bibelvers durchaus glauben. Er ist für die Argumentation sogar förderlich. So wir von ZJ gerne Sprüche 8,22-31 verwendet:
Der HERR hat mich geschaffen als Anfang seines Weges, als erstes seiner Werke von jeher. Von Ewigkeit her war ich eingesetzt, von Anfang an, vor den Uranfängen der Erde. Als es noch keine Fluten gab, wurde ich geboren, als noch keine Quellen waren, reich an Wasser. Ehe die Berge eingesenkt wurden, vor den Hügeln war ich geboren, als er noch nicht gemacht die Erde und die Fluren, noch die Gesamtheit der Erdschollen des Festlandes. Als er die Himmel feststellte, war ich dabei. Als er einen Kreis abmaß über der Fläche der Tiefe, als er die Wolken droben befestigte, als er stark machte die Quellen der Tiefe, als er dem Meer seine Schranke setzte, damit das Wasser seinen Befehl nicht übertrat, als er die Grundfesten der Erde abmaß: da war ich Schoßkind bei ihm und war seine Wonne Tag für Tag, spielend vor ihm allezeit, spielend auf dem weiten Rund seiner Erde, und ich hatte meine Wonne an den Menschenkindern. (Sprüche 8, 22 – 31)
Viele gehen davon aus dass Sprüche hier nicht Jesus beschreibt, sondern die Weisheit Gottes. Der Anfang von Sprüche Kapitel 8 bekräftigt diesen Eindruck. Ab Vers 22 scheint es jedoch um etwas anderes zu gehen. Kann Weisheit erschaffen werden? Um Weisheit zu erschaffen, muss doch bereits Weisheit da sein! Oder muss ein allmächtiger vollkommener Gott sich erst eigene Weisheit erwerben, damit er mit seiner Schöpfung beginnen kann?
Was wenn Gott hier tatsächlich bildlich gesprochen von einem (Schoß)kind redet? Von einem Werkmeister (wie viele andere Bibelübersetzungen es wiedergeben)? Ein Geschöpf mit dessen Mitarbeit Gott (der Vater) alles weitere erschaffen hat?
Zieht man diese Fragen in Betracht, dann macht Kolosser 1:16 auf einmal richtig Sinn, wenn man Jesus als eigenständigen Sohn Gottes wahrnimmt.
Jesus war der Erstgeborene oder Anfang der Schöpfung – die erste Kreatur die je von Gott erschaffen wurde. Als Erstgeborener gab Gott (der Vater) ihm (dem Sohn) in seiner Liebe das (Vor)recht und wunderbare Geschenk, maßgeblich bei aller weiteren Schöpfung als „Werkmeister“ zu agieren, und gab Ihm die dafür benötigte Weisheit und Macht. Durch Jesus und zu Jesus hin wurde also alles erschaffen. Im Schöpfungsbericht in 1. Mose wird mehrmals erwähnt, dass Gott die Schöpfung als „sehr gut“ empfand – ein weiterer Beweis der Liebe und der Lobes für seinen erstgeborenen Sohn, welche als Werkmeister diese Schöpfung maßgeblich mit hervorbrachte.
Zurück zur Frage: Wann wurde das Dogma eines Dreieinigen Gottes in der Kirche eingeführt? War das Dogma eines Dreieinigen Gottes bereits vor dem 3ten Jahrhundert n. Christus fest verwurzelt im Glauben der Großkirche?
Der Beweis oder Gedanke eines dreieinigen Gottes ist in keinster Weise in den hebräischen Schriften zu finden.
S. Hadley will uns aber weiß machen, dass sämtliche heidnischen Trinitäten die Grundidee vom Teufel hätten, um Gottes Wesen für eigene Zwecke nachzuahmen. Was klingt einleuchtender?
- Der Teufel benutzte die Trinität in der Nachahmung des Wesens Gottes, um es für Menschen schwerer zu machen den wahren dreieinigen Gott zu erkennen!
Oder aber:
- Der Teufel benutzte die Trinität, um ein falsches Gottesbild in den Sinn von Menschen einzubrennen, damit sie niemals erkennen könnten wie Gott wirklich ist, und somit ein engeres Verhältnis zum wahren Gott unmöglich wird.
Zudem waren dreieinige Gottheiten bereits lange im Heidentum verwurzelt, bevor man die Dreieinigkeit zum dogmatischen Gottesbild der christlichen Großkirchen machte.
Wer hat also bei wem abgeschaut? – Wieder die Frage: Was ist logischer?
- Das Heidentum hat die Idee eines dreieinigen Gottes kopiert, damit die Menschen es nachher leichter hätten zum wahren (christlichen) Glauben zu konvertieren – schliesslich ist das passiert!
oder
- Die Christenheit hat die Lehre eines dreieinigen Gottes von den Heiden kopiert und zum Dogma bemacht – unter anderem um es leichter zu machen heidnische Bräuche übernehmen zu können, und somit eine Vielzahl von bisherigen Heiden zur Christenheit konvertieren zu können.
S. Hadley schließt seinen Blogbeitrag ab mit den Worten:
Unsere Warnung ist: Folgen Sie nicht blindlings „blinden Leitern”, sonst „Werden beide in eine Grube fallen” (Matthäus 15,15) – und für immer verloren sein.
Da hat S. Hadley recht! Wer ist hier allerdings der „blinde Leiter“? Schon alleine der Umstand, dass die Bibel sagt dass „die ganze Welt, in der Macht dessen liegt der Böse ist“ (1. Johannes 5,19) und dass nur verhältnismäßig wenige den Weg zur Wahrheit (Matthäus 7, 13-14) finden, lässt mich ohne weitere Überprüfung an die von der großen Mehrheit sich selbst nennender Christen vertretenen Dreieinigkeitslehre zweifeln.
Betrachtet man, in aller von Gott gegebenen Weisheit, die angeblichen Beweise für eine Dreieinigkeit näher, erhärten sich diese Zweifel, bis irgendwann nichts mehr übrig bleibt, was dem Dogma der Dreieinigkeitslehre Bestand geben könnte.
Wenn Jesus als „eingeborener“ oder „einziggezeugter“ Sohn bezeichnet wird, dann muss Jesus doch auch ein Gott sein. Wie der Vater so der Sohn. Wie kann dann ein Gott gleichzeitig ein Engel sein?
Wenn ich das mit zwei Gegenfragen beantworten darf: Sind Engel nicht auch Kinder Gottes (wenn auch nicht “eingeborener” und “einziggezeugter” Art)? Und ist Jesus nicht nach der Meinung von Zeugen Jehovas nur ein “einfacher” Engel, sondern DER Erzengel?
Stimmt, gutes Argument!
Hallo Fossilisus,
ich habe mir dein Artikel nicht bis zum Ende durchgelesen, aber ich will einen BIbeltext vorstellen, den du wahrscheinlich auch kennen müsstest. Es ist in Joh 14,14:
Und was ihr bitten werdet in meinem Namen, das werde ich tun, damit der Vater verherrlicht werde im Sohn.
14 Wenn ihr mich4 etwas bitten werdet in meinem Namen, so werde ich es tun (EB)
Das Wort „mich,, fehlt allerdins in mehreren alten Handschriften (Fußnote zu „mich,,)
Ich sprach darüber mit jemanden, der Jesus als Gott sieht, also als den Vater und ihn auch so anbetet. Er argumentierte mir, dass in Joh 14,14 nichts vom Vater in Jesu Namen steht, sondern nur Jesus allein steht und man ihn in seinen Namen anbetet aber nicht durch den Vater.,, was bedeutet, dass man zu ihm beten dürfte, selbst wenn das Wort „mich“ fehlt. Da macht es keinen großen Unterschied sagte er.. Ich konnte ihn darauf keine Antwort geben.
Was 1.Joh 5,20 angeht, könnte sich nicht das Wort „dieser, in dem Fall vielleicht doch auf Jesus beziehen? In Joh 14,6 sagte er nämlich auch: „Ich bin Weg die Wahrheit und das LEBEN. Damit meinte Jesus bestimmt, dass er das [ewige] Leben sei. Und das würde auch mit 1.Joh5,20 passen,, dass er das ewige Leben ist. Oder wie siehst du das? Würde mich auf eine Antwort freuen
Gruß
Niemand
Hi Niemand,
Danke für deinen Kommentar. In diesem Fall ist es hilfreich den Kontext von Jesu Aussage aus Johannes 14:14 zu betrachten. In Vers 6 erklärt Jesus seinen Jüngern dass ER der Weg zum Leben und zur Wahrheit wäre – niemand käme zum Vater, ausser DURCH ihn.
In Vers 12 sagt er dann dass er zum Vater hingehen würde, und in Vers 13 das was Du bereits zitiert hast.
Die Aussage Jesu aus Vers 14 zeigt wie Jesus im Beisein des Vaters auf Bitten reagieren würde die, wie es der Kontext es andeutet, an Gott gerichtet sind in JESU Namen.
Jesus selbst verdeutlicht dies 2 Kapitel weiter in Johannes 16:23,24.
Ich hoffe ich konnte dir mit dieser Antwort weiterhelfen.
Hallo Fossilisus,
Ich danke dir erst mal für deine Antwort.
Andere Menschen, die sich Christen nennen mit denen ich ab und zu auch schreibe, wollen mir zeigen, dass man zu Jesus beten darf und Jesus eben Gott selbst ist, also der allmächtige Gott und eben auch der Vater. Mir werden Stellen zitiert wie Joh 1,1; Joh 14,9; 1 Joh 5,20, Man argumentiert:“Wie willst du Jesus empfangen, wenn du nicht zu ihm beten darfst?,, oder Argumente wie:“Was ist, wenn der Vater möchte, dass du deine Gebete an Jesus richtest?
Joh 14,8-9 EB: Philippus spricht zu ihm: Herr, zeige uns den Vater, und es genügt uns.
9 Jesus spricht zu ihm: So lange Zeit bin ich bei euch, und du hast mich nicht erkannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen. Und wie sagst du: Zeige uns den Vater?
Damit will man mir zeigen, dass Jesus der Vater selber ist, weil er sagte: „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen,,
in Joh 1,1 HFA: Am Anfang war das Wort. Das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott selbst.
2 Von Anfang an war es bei Gott
So geben es viele Übersetzungen wieder, dass das Wort [Jesus] selbst Gott ist. Ich habe aber tatsächlich auch Übersetzungen gefunden, die den unbestimmten Artikel nicht weglassen. Ich mache es mal kürzer, in dem ich dir einfach die Seite zeige: http://www.bibelarchiv-vegelahn.de/Johannes_1_1.html
Was ist mit 1.Joh 5,20: Die HFA gibt den Text so wieder: „Und wir wissen: Der Sohn Gottes ist zu uns gekommen, damit wir durch ihn Gott kennen lernen, der die Wahrheit ist. Nun sind wir eng mit dem wahren Gott verbunden, weil wir mit seinem Sohn Jesus Christus verbunden sind. Ja, Jesus Christus ist selbst der wahre Gott. Er ist das ewige Leben“
Würde mich freuen, wenn du bald antworten könntest.
Gruß
Niemand
Hi Niemand,
Leider fand ich die letzten Wochen/Monate nicht die nötige Zeit um mich mit deinem Kommentar eingehender zu befassen. Eine vollständige Antwort wirst Du (hoffentlich) demnächst in einem eigenständigen Blogbeitrag zu diesem Thema sehen.
Bis dahin, gibt es hier einige Gedanken bzw. Recherchen die ich zu deinem Kommentar gemacht habe:
Die Fragen die man Dir stellt von Leuten die an einen dreieinigen Gott glauben brauchen dich nicht zu verunsichern:
Auf “Wie willst du Jesus empfangen, wenn du nicht zu ihm beten darfst?“ – würde ich antworten „Was ist wenn Jesus gar nicht direkt angebetet werden möchte? – Wo in der Bibel gibt es auch nur ein einziges Gebet das direkt an Jesus gerichtet ist?“.
Hier ein paar biblische Argumente zu Johannes 14:8,9:
1) Niemand kann Gott sehen und dennoch leben (2. Mose 33:20)
2) Selbst Johannes, ein Apostel der Jesus sehr nahe stand, erklärte: „Kein Mensch hat Gott jemals gesehen“ (Johannes 1:18)
Somit kann man schon mal ausschließen dass Jesus davon sprach dass wenn man ihn (Jesus) in seiner physischen Gestalt mit eigenen Augen gesehen hätte, man auch automatisch den Vater gesehen hätte.
Jesus meinte etwas anderes – der Apostel Paulus beschreibt es mit „Augen des Herzens etwas zu erkennen“ (Epheser 1:8). Ein Beispiel: 1. Johannes 4:8
Hier ein Argument zum unbestimmten Artikel in Johannes 1:1:
Im Anfang war das WORT, und das WORT war bei GOTT, und das WORT war ein Gott.
(Johannes 1:1)
Im Griechischen gibt es keinen unbestimmten Artikel. ABER dafür in vielen anderen Sprachen, und er wird in diesen Sprachen gebraucht, um den Gedanken korrekt auszudrücken.
Wäre also Johannes 1:1 falsch übersetzt würde man diesen Artikel dann auch in Apostelgeschichte 28:6 weglassen wollen?
Dieser unbestimmte Artikel, wird auch in Johannes 6:70, Johannes 9:17 usw… verwendet, wenngleich nicht im Zusammenhang mit „Gott“!
Dann noch einige Gedanken zu 1. Johannes 5:20 (ich mache es mir einfach: folgender Wachtturm-Artikel geht im Detail darauf ein)
Du kannst natürlich einfach auf Fragen bzw. Argumente antworten – aber noch besser ist es selbst tiefgehende Fragen zu stellen oder eigene Argumente aufzubauen. Z.B ist einer meiner Hauptargumente aus der Bibel einer der im Zusammenhang mit der „Zwei-Zeugen-Regel“ steht. Es handelt sich dabei um Johannes 8:17,18.
Jesus bezieht sich hier auf das mosaische Gesetz (5.Mose 17:6; 19:15; 4.Mose 35:30) wonach in einem Rechtsfall ein Beweis nur dann als gültig betrachtet wurde wenn mindestens 2 Zeugen dies bestätigten. Wichtig: es mussten 2 unterschiedliche Personen sein! Wäre Gott (der Vater) gleich Jesus (der Sohn) dann wäre Jesu Aussage aus Johannes 8:17,18 ein Betrug Gottes!
Ich hoffe diese paar Zeilen konnten dir etwas weiterhelfen.
Hallo fossilisus,
endlich deine Antwort. Wenn du keine Zeit hast, dann hast du halt keine Zeit. Ich nehme dir das auch nicht übel 😉
Nun zum Thema: Du schreibst: “ Wo in der Bibel gibt es auch nur ein einziges Gebet das direkt an Jesus gerichtet ist?“
ich will nochmal auf Johannes 14,14 zurückgehen. In der NWÜ steht ja nichts von „mich* in meinen Namen,, sondern einfach nur: „Worum auch immer ihr in meinem Namen bittet, das werde ich tun.,,
Du hast ja bereits darauf geantwortet. Aber ich will trotzdem nochmal näher darauf eingehen, weil ich mir so meine Gedanken gemacht habe. Vielleicht stecken da einige Denkfehler drin, dann bitte ich dich um Korrigierung. Ich will es weder widerlegen noch belegen. Ich stelle meine Fragen und stütze mich jetzt einfach erst mal auf die älteren Handschriften:
Wie ich auch mitbekommen habe, enthalten sieben alte Manuskripte in Johannes 14,14 das Wort με= „mich,, und 3 Manuskripte enthalten das Wort „mich,, gar nicht.
Darunter gehören unter Johannes 14,14 „mich“:
Vulgata 400 u.Z
P66 Papyrus Bodener II 200 u.Z
Codex Sinaiticus 4.Jh.
Codex Freerianus 5.Jh
Codex Vaticanum 4.Jh
Sy Peschitta 5Jhr.
Philoxeniana 6-7Jh
Das sind nun sieben Manuskripte, die das so übersetzen.
Unter der Kategorie, wo das „mich“ in Joh 14,14 nicht drin steht gehören:
Codex Alexandrinus 5.Jh
Vetus Latinca Itala 2-4 Jh
codex bezae cantabrigiensis 5.Jh
Nun, was würdest du als Bibelübersetzer tun? Würdest du dich nicht auf die Mehrheit der Handschriften (sieben) stützen oder eher auf die 3 Handschriften? Auch in Johannes 14,14 von der Kingdom Interlinear findet man με =mich. ( https://www.jw.org/en/publications/bible/kingdom-interlinear-greek-translation/books/john/14/ )
Viele Kritiker sehen darunter einen Widerspruch bei euch. Weil ihr auf einer Seite schreibt: „Worum auch immer ihr in meinem Namen bittet, das werde ich tun.,,( NWÜ 2018) aber auf eurer Interlinear es wieder anders übersetzt wird. Nämlich: If ever anything you should aks *me*….
Was ist deine Erklärung dazu, warum das so ist? Und was muss man bei den älteren Handschriften beachten? Geht es hier nur um die Mehrheit oder zählen dazu noch andere Kategorien, die man berücksichtigen muss?
Die Steinigung von Stephanus nehmen alle als Beispiel dafür, dass zu Jesus gebetet wurde:
EB: Da er aber voll Heiligen Geistes war und fest zum Himmel schaute, *sah er die Herrlichkeit Gottes und Jesus zur Rechten Gottes stehen;*
56 und er sprach: Siehe, ich sehe die Himmel geöffnet und den Sohn des Menschen zur Rechten Gottes stehen!
57 Sie schrien aber mit lauter Stimme, hielten ihre Ohren zu und stürzten einmütig auf ihn los.
58 Und als sie ihn aus der Stadt hinausgestoßen hatten, steinigten sie ihn. Und die Zeugen legten ihre Kleider ab zu den Füßen eines jungen Mannes mit Namen Saulus.
59 Und sie steinigten den Stephanus, der *betete19* und sprach: Herr Jesus, nimm meinen Geist auf!
60 Und niederkniend rief er mit lauter Stimme: Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht zu! Und als er dies gesagt hatte, entschlief er.
Ob wirklich das griechische Wort Epikaleo mit beten übersetzt werden kann, weiß ich nicht.. In einigen Punkten kann es wohl ein Gebet heißen aber muss nicht immer so sein. Ich sehe in den Wörterbüchern unter diesem Wort: „anrufen, bei(Namen) nennen, nennen, rufen, herbeirufen, zurufen aber auch vorwerfen oder beschuldigen oder zur Hilfe rufen.
Was Johannes 1,1 angeht, gebe ich dir recht. Im altgriechischen gab es keinen bestimmten Artikel wie ein oder eine. Die Nwü ist das eh nicht allein. Ok, das reicht erst mal. Bevor ich noch einen Roman schreibe.. Freue mich auf deine Antwort
Gruß
Niemand
Hi Niemand,
Diesmal geht es ein wenig schneller mit der Antwort. Wenn ich mir die Interlineare Übersetzung mit Bibelkommentaren in Biblehub.com anschaue, sehe ich auch das „mich“ in Johannes 14:14. Einige Bibelübersetzungen (nicht nur die NWÜ) haben sich jedoch dazu entschieden das „mich“ wegzulassen (bspw. Schlachter, Zürcher, Neues Leben…) – wahrscheinlich haben die Übersetzer dabei den Kontext mit in Betracht gezogen, und wollten Jesu Aussage in ihrer Bedeutung dementsprechend so deutlich wie möglich wiedergeben.
Für mich persönlich macht es keinen Unterschied ob man nun „mich“ im Text drin- oder weglässt. Der Kontext gibt die Bedeutung her, sowie die alt-griechische Aussage „in meinem Namen“.
Wie Du mir bestimmt zustimmen wirst, ist Jesus der Mittler zwischen Gott (JHWH) und uns sündigen Menschen – das wird im gleichen Kapitel klipp und klar gesagt (Johannes 14:6).
D.h. also dass an Gott gerichtete Gebete, von Jesus quasi empfangen werden, und er sie dann an Gott (JHWH) weiterleitet. Ebenso benutzt Gott (JHWH) Jesus um uns zu belehren, zu unterstützen und uns Kraft zu geben – also die Bitten zu erfüllen.
Wenn Jesus also in Vers 14 sagt, dass er Bitten empfängt in seiner von Gott gegeben „Autorität“ bzw. „in seinem Namen“ (siehe Matthäus 28:18), dann will er damit ausdrücken dass er die Autorität hat diese Bitte an Gott weiterzugeben, und sie somit zu „tun“. Inwieweit das? Wenn Gott eine Bitte annimmt, wird sie auch erfüllt, denn bei Gott ist nichts unmöglich (Psalm 135:6; Jesaja 55:10,11; Matthäus 19:26). Wen beauftragt Gott (JHWH) seinen Willen auszuführen, bzw. unsere gottgefälligen Bitten zu erfüllen? Jesus natürlich, denn er ist der Mittler, und hat die Autorität und Macht dazu erhalten.
Sah Jesus sich als den Geber wenn es darum ging Gebete zu erhören? In Johannes 15:16 sagt er selbst (siehe auch Johannes 16:32):
Jesus nahm also nicht für sich in Anspruch als „[Er]hörer des Gebets“ zu gelten, wenngleich er Gebete hört und danach handelt, mit der von Gott gegebenen Befugnis.
Was die an Jesus gerichtete Bitte des Stephanus anbelangt, so findest Du die Antwort im Vers 55 und 56 (Apostelgeschichte 7:55,56): Stephanus sah in einer Vision Gott (JHWH) und Jesus zur Rechten von IHM stehend. Aufgrund dieser Vision, und des unzweifelbaren Wissens Stephani um der Rolle Jesu (als Mittler und Sühnopfer) und dem damit einhergehenden Bewusstsein selbst ein Sünder zu sein, wäre eine unter diesen Umständen direkt an Gott (JHWH) gerichtete Bitte respektlos und auch nutzlos gewesen (Johannes 16:24). Zudem wusste Stephanus dass Jesus dazu befugt war seine Bitte zu erfüllen (Johannes 5:26-29).
Ich werte aus diesen Gründen den Bibeltext nicht so, dass Stephanus Jesus anbetete, sondern dass er eine Bitte an Jesus adressierte, die dieser in der vom Vater (JHWH) erhaltenen Befugnis auch ausführen konnte.
Mit freundlichen Grüßen