Ein Hauptargument wieso Kritiker davon überzeugt sind dass Zeugen Jehovas Gottes Anerkennung sicherlich nicht hätten, besteht darin dass man gerne die FP-Keule rausholt (für die welche es nicht bemerkt haben – „FP“ steht für Falsche Propheten).
Begründet wird diese Beschuldigung damit, daß Zeugen Jehovas scheinbar mehrmals in der Vergangenheit das Ende der Welt „prophezeit“ hätten, und sich jedes Mal diese „Prophezeiungen“ als falsch herausgestellt haben.
Da liegt es nahe Zeugen Jehovas den unbeliebten Stempel „Falsche Propheten“ aufzudrücken.
Ein Bibeltext der in diesem Zusammenhang gerne gegen Zeugen Jehovas angewandt wird ist 5. Mose 18:20-22:
Doch der Prophet, der sich vermessen sollte, in meinem Namen ein Wort zu reden, das ich ihm nicht befohlen habe zu reden, oder der im Namen anderer Götter reden wird: dieser Prophet muss sterben. Und wenn du in deinem Herzen sagst: „Wie sollen wir das Wort erkennen, das nicht der HERR geredet hat?“, wenn der Prophet im Namen des HERRN redet, und das Wort geschieht nicht und trifft nicht ein, so ist das das Wort, das nicht der HERR geredet hat. In Vermessenheit hat der Prophet es geredet; du brauchst dich nicht vor ihm zu fürchten.
Auf den ersten Blick, scheint diese Beschuldigung auch plausibel zu erscheinen. Und auch die Feststellung dass falsche Propheten Gottes Anerkennung nicht hätten ist sogar biblisch begründet, und ist somit nicht verkehrt.
Wenn Jesus sagte dass man sich „vor falschen Propheten in acht“ nehmen sollte, darf man das dann auf Zeugen Jehovas beziehen?
Natürlich dürfen Sie das, Sie sind ein freier Mensch! Aber vielleicht liegen Sie bei Ihrer Einschätzung falsch.
Und falls dies Ihre Einschätzung ist, dann bitte ich Sie anhand folgender Argumente ihre Einschätzung nochmal zu überprüfen (sofern Sie das zulassen).
Definition des Wortes „Prophet“:
Das Wort „Prophet“ (altgriechisch transliteriert: prophétés) setzt sich aus 2 Wörtern zusammen.
1) pro: was soviel wie „Vorher“ bedeutet und…
2) phemi: was soviel wie „Sprechender“ oder „Sager“ bedeutet.
Wörtlich also ein „Vorhersager“ von Ereignissen. (Zum Nachlesen: Strong’s Concordance Nr. 4396)
Bleibt man beim neuen Testament, so finden wir dieses Wort ganze 146 mal, und soweit ich sehen kann, jedes mal in einem positiven Kontext. (Der Begriff „falscher Prophet“ ist im altgriechischen ein eigenständiges Wort: „pseudoprophétés“, und gibt es ganze 11 mal im Neuen Testament).
Was das hebräische „nabi“ (oder „navi“) betrifft, so findet sich dieser Begriff erneut in hoher Ausführung im Alten Testament wieder.(Siehe: hier)
Betrachtet man allerdings den Begriff „Prophet“ im Licht des biblischen Kontextes, stellt man fest, dass das Voraussagen von Ereignissen nach göttlicher Eingebung bei weitem nicht das einzige ist/war was einen Propheten ausmacht. Ein „Prophet“ muss nicht einmal etwas direkt mit Gott zu tun haben. So wurde Aaron beispielsweise als „Prophet von Moses“ bezeichnet (2. Mose 7:1).
Das erste Mal wo der hebräische Begriff „nabi“ benutzt wurde, ist in Zusammenhang mit Abraham (1. Mose 20:7). Abraham wurde auch als „Freund Gottes“ bezeichnet, und ist bekannt für seinen Glauben.
Das Abraham aber selbst Ereignisse öffentlich voraussagte, ist nicht bekannt.
Wie kam ein Prophet an seine göttliche Botschaft?
Durch Inspiration! Es gab mündliche Mitteilungen durch Engel (2Mo 3:2-4; vgl. Luk 1:11-17; Heb 1:1, 2; 2:1, 2), Visionen, die dem wachen Sinn Gottes Botschaft einprägten (Jes 1:1; Hab 1:1), Träume oder nächtliche Visionen, während der Prophet schlief (Da 7:1), und Botschaften, die übermittelt wurden, während sich der Betreffende in Trance befand (Apg 10:10, 11; 22:17-21). Gelegentlich stand ein Prophet unter dem Einfluß von Musik, wenn er eine göttliche Mitteilung erhielt (1Sa 10:5; 2Kö 3:15).
Moses nannte drei wesentliche Merkmale, die einen wahren Propheten ausweisen würden: Der wahre Prophet würde im Namen Gottes reden; die Voraussage würde sich erfüllen (5Mo 18:20-22); seine Prophezeiung müßte die wahre Anbetung fördern und im Einklang mit Gottes geoffenbartem Wort und Gottes Geboten sein (5Mo 13:1-4). Das letzte Erfordernis war wahrscheinlich das wichtigste und entscheidendste, denn es hätte sein können, daß jemand Gottes Namen heuchlerisch gebrauchte und seine Voraussagen zufällig in Erfüllung gingen. Aber wie bereits erwähnt, machte der wahre Prophet nicht nur oder in erster Linie Voraussagen. Statt dessen trat er für Gerechtigkeit ein, und seine Botschaft handelte hauptsächlich von Sittenmaßstäben und deren Anwendung. Er zeigte, wie Gott über bestimmte Dinge dachte (Jes 1:10-20; Mi 6:1-12).
Jesu spätere Warnung vor falschen Propheten entsprach der Warnung, die Moses äußerte. Obgleich sie Jesu Namen gebrauchen und „Zeichen und Wunder tun, um . . . irrezuführen“, würde man sie an ihren Früchten als „Täter der Gesetzlosigkeit“ erkennen (Mat 7:15-23; Mar 13:21-23; vgl. 2Pe 2:1-3; 1Jo 4:1-3).
Die falschen Propheten beruhigten das Volk und dessen Führer mit der beschwichtigenden Zusicherung, daß Gott trotz ihres ungerechten Wandels immer noch mit ihnen sei, um sie zu beschützen und zu segnen (Jer 23:16-20; 28:1-14; Hes 13:1-16; vgl. Luk 6:26).
Letztere Erklärung zu „falschen Propheten“ wird von Kritikern gerne auf Zeugen Jehovas angewandt.
Das Argument ist folgendes: Zeugen Jehovas haben scheinbar nachweislich mehrmals behauptet dass das „Ende dieses Systems der Dinge“ zu einer bestimmten Zeit käme und bisher hat sich keine dieser Vorraussagen erfüllt.
Selbsternannter Prophet?
Hielt die Leitung der Zeugen Jehovas jedoch diese Daten für unwiderlegbar, und von Gott geoffenbart? Bedeutet der Glaube von Gottes Geist gesalbt zu sein, dass man von Gott inspiriert ist?
Die Wachtturm-Gesellschaft brachte 1929 ein Buch names „Prophecy“ heraus, welches sich dieser Frage annahm:
Many students have made the grievous mistake of thinking that God has inspired men to interpret prophecy. The holy prophets of the Old Testament were inspired by Jehovah to write as his power moved upon them. The writers of the New Testament were clothed with certain power and authority to write as the Lord directed them. However, SINCE THE DAYS OF THE APOSTLES NO MAN ON EARTH HAS BEEN INSPIRED TO WRITE PROPHECY, NOR HAS ANY MAN BEEN INSPIRED TO INTERPRET PROPHECY. – Prophecy (Brooklyn: Watchtower Bible and Tract Society, 1929), S.61-62
Offensichtlich glauben Zeugen Jehovas weder daran dass es seit dem Tod der ersten Apostel weitere von Gott inspirierte Propheten gab, noch daran dass sie imstande seien biblische Prophezeiungen durch Inspiration zu verstehen.
Sie hielten sich (und halten sich immer noch ) nicht für Gottes inspirierten Propheten. Genausowenig halten Sie Ihre Interpretation biblischer Prophetie für inspiriert. Das einzige was Sie für heute inspiriert halten ist die Bibel selbst. Diese Inspirierten Worte gilt es gründlich zu studieren und auch (wo nötig) zu interpretieren. Zeugen Jehovas sind keine christlichen Fundamentalisten. Viele Teile der Bibel enthalten Symbolik, Parabeln und Metaphern. Einige Aussagen der Bibel kann man einfach nicht einzeln hinnehmen, sondern muss Sie im Kontext und mit Hilfe anderer biblischer Aussagen verbinden und interpretieren , damit einem sich der volle Sinn erschliessen kann.
Jesus ist bekannt für seine Gleichnisse und Veranschaulichungen – Dinge die nicht wörtlich gemeint waren, sondern welche man interpretieren sollte!
Selbst Gottes wahre Propheten, und auch die welche im ersten Jahrhundert mit heiligem Geist gesalbt waren irrten sich manchmal wenn sie (in einigen Fällen sogar Ihre eigenen geäusserten) Prophezeiungen interpretieren wollten.
Lukas 19:10, 11: denn der Sohn des Menschen ist gekommen, zu suchen und zu retten, was verloren ist. Während sie aber dies hörten, fügte er noch ein Gleichnis hinzu, weil er nahe bei Jerusalem war, und sie [die Apostel] meinten, dass das Reich Gottes sogleich erscheinen sollte.
Johannes 21:20-23: Petrus wandte sich um und sieht den Jünger nachfolgen, den Jesus liebte, der sich auch bei dem Abendessen an seine Brust gelehnt und gesagt hatte: Herr, wer ist es, der dich überliefert? Als nun Petrus diesen sah, spricht er zu Jesus: Herr, was soll aber dieser? Jesus spricht zu ihm: Wenn ich will, dass er bleibe, bis ich komme, was geht es dich an? Folge du mir nach! Es ging nun dieses Wort hinaus unter die Brüder: Jener Jünger stirbt nicht. Aber Jesus sprach nicht zu ihm, dass er nicht sterbe, sondern: Wenn ich will, dass er bleibe, bis ich komme, was geht es dich an?
Nur weil jemand von heiligem Geist gesalbt ist, heißt das noch lange nicht dass er sich nicht irren darf! Der Prophet Samuel, glaubte beispielsweise dass Davids älterer Bruder (welcher wohl eine imposante Erscheinung war) zum König gesalbt werden sollte – aber Gott teilte Ihm dann mit dass er jemand ganz anderes im Sinn hatte (1. Samuel 16: 6, 7).
Zusammenfassend kann man also sagen, dass obwohl Zeugen Jehovas sich schon mehrere Male in Ihrer Prognose geirrt haben, dies noch lange kein Indiz dafür sein muss dass sie Gottes Anerkennung nicht hätten.
Bei allem Irrtum, kann man Zeugen Jehovas sicherlich folgende biblische Aussage nicht vorhalten, und sie beschuldigen dies versäumt zu haben!
(Markus 13:32-37) Von jenem Tag oder der Stunde hat niemand Kenntnis, weder die Engel im Himmel noch der Sohn, sondern [nur] der Vater. Haltet ständig Ausschau, bleibt wach, denn ihr wißt nicht, wann die bestimmte Zeit da ist. Es ist wie ein Mensch, der, als er außer Landes reiste, sein Haus verließ und seinen Sklaven Vollmacht gab, einem jeden seine Arbeit, und dem Türhüter gebot, wachsam zu sein. Wacht also beharrlich, denn ihr wißt nicht, wann der Herr des Hauses kommt, ob spät am Tag oder um Mitternacht oder beim Hahnenschrei oder frühmorgens, damit er euch, wenn er plötzlich eintrifft, nicht schlafend (geniessend und entspannt) finde. Was ich aber euch sage, sage ich allen: Wacht beständig.“
Ein guter Wächter würde also ständig Ausschau halten. Er würde sicherlich beim geringsten Verdacht auf Gefahr Alarm schlagen. Und das ist auch gut so!
Besser ein paar Mal zu früh alarmieren, als nur einmal zu spät.
Dieser Wächter muss also absolut aktiv und aufmerksam sein – auch wenn er sich manchmal irrt, so kann man ihm nicht vorwerfen seine Arbeit nicht richtig getan zu haben (besonders wenn man bedenkt dass er eben nicht vollkommen ist). Wäre er letzteres so wäre der Vorwurf aus Jesaja 56:10 gerechtfertigt!
(Jesaja 56:10) Seine Wächter sind blind. Keiner von ihnen hat Notiz genommen. Sie alle sind stumme Hunde, sie können nicht bellen, [sie] japsen, liegen da, lieben zu schlummern.
Mit einem schlummernden Wächter kann Gott sicherlich nichts anfangen! Sind Zeugen Jehovas also nun „falsche Propheten“? – Ich hoffe die obigen Ausführungen haben Sie etwas nachdenklich gemacht!
Ich, für meinen Teil glaube weder dass Zeugen Jehovas „falsch“ sind, noch dass Sie von Gott inspirierte Propheten wären. Den Titel des von Gott inspirierten Propheten, haben (und ich behaupte mal werden) Zeugen Jehovas nie für sich in Anspruch nehmen.
Gleichwohl sind sie tatsächlich „Propheten“ in dem Sinne dass Sie Gottes Wort (die Bibel) als Maßstab nehmen und die darin enthaltenen Lehren verkünden, so wie es auch die „Propheten“ in alter Zeit taten.
Eigentlich doch wohl eher jemand, der eine göttliche Botschaft „vor“ der Öffentlichkeit „ausspricht“? Zumindest passt das besser zu dem, was in der Bibel passiert. Das Vorhersagen von Ereignissen war nur ein (kleiner) Teil dessen, was biblische Propheten ausmacht. Viel wichtiger waren die Mahnungen, Gottes Grundsätze einzuhalten, und die Konsequenzen der verschiedenen Entscheidungen klar zu benennen.
Genauso ist es. Nur scheint sich die Idee, daß „Propheten“ in der Hauptsache durch göttliche Eingebung die Zukunft vorhersagen können (und müssen) in die Köpfe vieler Leute eingeschlichen zu haben. Da Zeugen Jehovas den Mut hatten biblische Prophetie mit aktuellen Ereignissen zu verknüpfen, und sich dazu hinreissen liessen uneindeutige „eindeutige“ Aussagen bezüglich dem Strom der Zeit im Lichte biblischer Prophetie zu machen, haben viele angenommen, die Leitung der ZJ hielten sich selbst für von Gott inspirierte Propheten.
So wie im Beitrag ausgeführt ist dem in der Realität offenbar nicht so!
Schlussfolgerung für Leute die das aber glaubten (und noch immer glauben): nachdem sich die Aussagen der ZJ nicht so erfüllten wie von ihnen erhofft, hielt/hält man sie für falsche Propheten – und somit von Gott verworfen.
Trotz allem, bin ich persönlich überzeugt, dass wenn das Ende einmal kommt, vielen Menschen bewusst werden muss, „dass sich ein Prophet in ihrer Mitte befunden hat“ (Hes 2:5)
Aber das scheint mir doch der Knackpunkt zu sein: Der Antwort von hgp3 und deiner Zustimmung entnehme ich, dass ein Prophet im Grunde genommen also jemand ist, der eine göttliche Botschaft vor der Öffentlichkeit ausspricht. Der „treue und verständige Sklave“ sagt von sich der Mitteilungskanal Gottes in der Neuzeit zu sein, also gemäß eurer Definition der Prophet Gottes für unsere Zeit. Wenn nun dieser Prophet Mitteilungen von sich gibt, die sich als falsch erweisen und später korrigiert werden müssen, muss er es sich leider durchaus gefallen lassen, als falscher Prophet bezeichnet zu werden. Und hier hinkt der Vergleich mit dem Wächter wirklich gewaltig! Würde der “ treue und verständige Sklave“ sich als von Gott eingesetzter Wächter definieren, wäre ihm vermutlich niemand ernsthaft böse. Aber als „Mitteilunskanal Gottes“, dessen in der Öffentlichkeit geäußerte Meinung unnwidersprochen und unverzüglich ins Glaubensbild des Gläubigen überzugehen hat, spielt man natürlich in einer anderen Liga …
Hi Furiel.
Der Blogartikel geht auf dein Argument ein:
Der „treue und verständige Sklave“ definiert sich sowohl primär als von Gott eingesetzter Wächter (deswegen gibt es auch immer noch den „Wachtturm“), als auch als Mitteilungskanal Gottes.
Wie im Blogartikel beschrieben, haben sich inspirierte Propheten der Bibel durchaus auch irren können, ohne gleich Gottes Anerkennung zu verlieren und als „falsche Propheten“ abgestempelt zu werden. Diese Propheten ließen sich korrigieren, was nicht bedeutet dass sie nicht auch weiterhin ab und zu irrten.
Die Leitung der ZJ heute behauptet weder vollkommen zu sein, noch dass sie inspiriert wären. Sie ist sich im klaren, dass sie auch manchmal falsch liegen – und wenn dies bemerkt wird, wird eine Ansicht korrigiert.
Dass dennoch ihre in „der Öffentlichkeit geäußerte Meinung unwidersprochen und unverzüglich ins Glaubensbild des Gläubigen überzugehen hat“, ist übliches gegnerisches Gerede und entspricht nicht der Einstellung der Leitung sowie biblisch geschulter Zeugen Jehovas.
Ich rezitiere aus einem vorigen Kommentar:
Hallo! Warum zitieren oder recherchieren Sie nicht über diese „scheinbaren“ und „angeblichen“ falschen Prophezeiungen? Sie müssen lediglich in der Wachturm-Bibliothek forschen. Stichwörter:
1914 – nicht der Beginn, sondern das Ende des Trübsal
1925 – „Millions now living will never die“ (haben Sie das Buch gelesen?) Da gab es keine Alternativinterpretation, war klarer als die Sintflut in Noahs Zeiten, basierend auf biblischen Fakten.
1975 – Bruder Franz: „be alive in 1975“, warum? Ist etwas passiert? Dutzende Artikel wurden geschrieben, keine Interpretationsmöglichkeiten
20. Jahrhundert – siehe jede Rückseite des Erwachet! bis in den 90er Jahren.
Aber nicht nur:
Die letzte Generation – sechs mal hin und her, bis jetzt zur überlappenden Generation, die biblisch kein Fundament hat
Noch weitere:
Der Sklave schrieb in den 60ern, dass keine weltliche Ausbildung nötig wäre, weil in ein paar Jahren die neue Welt gekommen wäre. Die damaligen Kinder sind nun alle in Rente. Diese Aussage wurde bereits zu Rutherfords Zeiten gemacht und wird heute immer noch gemacht, da das Ende nahe ist.
Und viele andere Themen, Hunderte Quellen, die gerne ins Detail recherchiert werden sollten und nicht als „scheinbar“ oder „angeblich“ nebenbei genannt werden sollten. Erst dann sieht man den tatsächlichen Umfang und das Gewicht solcher „falschen Prophezeiungen“.
Der Sklave ist weder inspiriert noch vollkommen, aber Jehova hätte all das aufgrund von 5. Moses nicht erlauben dürfen. Wäre er tatsächlich Jehovas treuen Sklaven, hätte Jehova einen Weg gefunden, um Hunderte von Fakten, die „ohne Zweifel“ waren und doch nicht erfüllt wurden, nicht schwarz auf weiss zu bringen.
Ich bin bereit das Thema mit Quellen zu erörtern, zweifle aber an Ihrer Objektivität, da Sie in einem anderen Blog geschrieben haben, dass Jehovas Zeugen immer recht behalten sollen.
Dass „Jehovas Zeugen immer recht behalten sollen“ war ein ironisch gemeinter Satz den ich geschrieben hatte, da man Zeugen Jehovas ja immer zuschreibt nicht von ihrer Meinung abzuweichen – nichts weiter.
Demütig genug zu sein Überzeugungen über Bord zu werfen und in der Bibel nach neuen Erkenntnissen zu suchen um zu einer neuen, bibelnäheren und im historischen Kontext tragbaren Überzeugung zu gelangen, ist gottgefällig (Lukas 11:9,10; Sprüche 24:16).
Können Sie mir ein paar Beispiele aus der Neuzeit nennen, die Ihrer Meinung nach den Titel als „falscher Prophet“ gemäss der Bezeichnung von 5. Moses verdient hätten?
– Nostradamus?
– William Miller?
– John Aquila Browns?
– Joseph Smith?
– Samuel Snow?
– Edward Elliott?
– Ellen White?
– Nelson Barbour?
– Charles Taze Russell?
– Joseph Rutherford?
– Jom Jones?
Alle haben in irgend einer Form einmal oder mehrmals das „Ende der Welt“ vorhergesagt. Zu vorhergesagter Zeit passierte aber nichts, wir sind ja immer noch da.
Es reicht, wenn Sie mir zwei, drei „falsche Propheten“ gemäss 5. Moses nennen würden, damit ich dan „Massstab“ und „Gewicht“ besser verstehen kann.
Oh, da gibt es viele – zum Beispiel Benny Hinn, Steven Furtick, TD Jakes, Joel Osteen, sind als Televangelisten bekannt welche ständig davon sprechen dass Gott direkt mit ihnen kommunizieren würde. Sie gehören zu der „Wort-des-Glaubens“-Bewegung, und führen eine Menge Menschen in die Irre.
Gegenfrage – wer der oben erwähnten Leute behauptete seine Endzeitdaten durch göttliche Eingebung/Visionen erhalten zu haben, und wer nicht?
Bei wem waren das Herausfinden der Daten Ergebnis intensiven Bibelstudiums, kombiniert mit derzeitigen historischen Kenntnissen?
Charles Taze Russell und Joseph Rutherford konnten mit derzeitigem biblischen Verständnis ihre Thesen begründen, und diejenigen die das nachvollziehen konnten sind dabei geblieben, andere nicht. Hier war keinerlei Prophetie im Spiel, sondern eher das, „Wenn es so ist wie wir durch gründliche Bibelforschung annehmen, dann folgt daraus diese Schlussfolgerung“ mit dem einhergehenden Risiko falsch zu liegen. Stellt sich die Frage: Was wenn man nach jahrelanger gründlicher Forschung mit vielen verifizierbaren Beweisen herausfindet dass bald ein Ereignis bevorsteht welches für Millionen von Menschen die Vernichtung und für die die daran glauben die Rettung bedeuten könnte? Wäre es da nicht fahrlässig es für sich zu behalten, im egoistischen Gedanken „Was ist wenn wir falsch liegen? – Ich spar mir lieber die Blamage, mit dem potenziellen Risiko dass viele Menschen aus Unwissenheit sterben werden, wenn ich Recht behalte“
Fragen über Fragen: Und wie können Sie nun aufgrund von 5. Moses beweisen, dass die von Ihnen genannten falschen Propheten NICHT mit Gott direkt kommunizieren?
Russell und Rutherford haben Thesen erarbeitet, die sich nachträglich als falsch erwiesen, so wie alle anderen in der oben aufgeführten Liste. Soweit, so gut. Aber wenn sie diese Thesen als „von Gott stammend“ begründet haben, dann ist es doch ein ganz anderes Kaliber. Noch fahrlässiger, wenn sie sich dann als einzig wahrer Gottes Kommunikationskanal nennen. Dann ist es meiner Ansicht nach nicht mehr eine „Annahme“ oder eine Meinung, sondern eine Tatsache, eine Wahrheit. Die Frage „was wäre wenn wir falsch liegen“ haben sich beide Herrschaften nicht gestellt. Für beide waren deren falschen Thesen auf biblischen Fakten fundiert. Recherchieren Sie gründlich bitte…
Wir fangen uns an im Kreis zu drehen. Beantwortet haben Sie meine Frage nicht! Ich tu es für Sie:
– Nostradamus schrieb von Gott kommenden Visionen die er erhielt und zu entschlüsseln suchte. Seine Prophezeiungen die er als von Gott eingegeben ausgab trafen nicht ein, das macht ihn zum falschen Propheten laut 5. Mose.
– William Miller’s Schlussfolgerung bezüglich 1844 war begründet auf extensiven Bibelstudien – hunderte fanden seine Erklärung logisch, und hatten daraufhin eine Erwartung die nicht erfüllt wurde. Ich glaube aber nicht dass es Ihn zu einem falschen Propheten macht, da er keine Eingebung Gottes beanspruchte. 5. Mose findet hier keine Anwendung.
– John Aquila Brown kam nur die Idee die siebenmal (aus 3. Mose 26) auf 7×360 Jahre = 2520 Jahre zu beziehen gleichzusetzen – er gab kein Endzeitdatum an und beanspruchte keine göttliche Eingebung. CT Russell fand die Idee interessant und fand biblische Belege um diese Berechnung auf Daniel 4 anzuwenden. 5. Mose findet hier keine Anwendung.
– Joseph Smith behauptete Gott hätte ihm das Buch Mormon offenbart und prophezeite unter dieser Eingebung, wobei viele Voraussagen sich nicht erfüllten. Das macht ihn zu einem falschen Propheten laut 5. Mose.
– Samuel Snow war ein Anhänger Millers – nichts weiter. Er gab einen Tag an für 1844 – danach behauptete er Elia der Prophet zu sein – dies muss er als Eingebung gesehen haben – Er erwartete dass aller Könige der Erde Ihm die Macht übergeben würden, sonst würde es vollständige Vernichtung zur Folge haben. Mit Sicherheit kann ich es nicht sagen, aber hört sich für mich nach falschem Propheten an, da er in Gottes Namen sprach, und sich als Premier-Minister von Jesus darstellte – oder er war verückt geworden, kann auch sein. Ein falscher Prophet gemäß 5. Mose.
– Edward Bishop Elliott verfasste die 4-Bändige Studie „Horae Apocalypticae“ und kam nach intensiven Studiums auf ein Endzeitdatum von 1865 – als in dem Jahr nichts passierte forschte er weiter und kam auf das Jahr 1941. Er bezog sich auf derzeitige Erkenntisse, und wusste dass etwas an seiner Interpretation nicht stimmte als nichts geschah. Er beanspruchte keine Eingebung Gottes, d.h. 5. Mose findet hier keine Anwendung.
– Ellen G. White behauptete über 200 Visionen von Gott erhalten zu haben die Ihre Lehren maßgeblich beeinflussten. Kein Enddatum wurde gegeben, aber viele Voraussagen waren doch sehr wage und wurden von vielen auf Weltereignisse uminterpretiert von deren Sorte es eine Menge gibt. Für mich: falsche Prophetin gemäß 5. Mose.
– Nelson Barbour – Herausgeber des Harald of the Morning welchen CT Russell später finanziell unterstützte kam mit 1874 als Endzeitjahr raus. CT Russell bot seine Unterstützung erst an nachdem dieses Enddatum verstrichen war weil die Recherchen die Barbour gemacht hatten ihn überzeugten dass Barbour auf der richtigen Spur war – ab 1875 war CT Russell Mit-schreiber der Zeitung. Barbour erhob nie den Anspruch von Gott inspiriert zu sein, oder Visionen erhalten zu haben – 5. Mose findet hier keine Anwendung.
– CT Russell – 1914 als Endzeitjahr – so absolut sicher kann er sich nicht gewesen sein, da er 1914 die Mamutproduktion des „Fotodrama der Schöpfung“ fertigstellte und die Erstaufführung Anfang 1914 war. Er erhob nie den Anspruch von Gott inspiriert oder unfehlbar zu sein. 5. Mose findet hier keine Anwendung.
– Joseph Rutherford – ebensowenig. Miller’s Bewegung hörte auf zu existieren da sie ihren Zweck nicht erfüllte – stattdessen kamen aus den Überresten die Adventisten. Zeugen Jehovas wurden komischerweise nach nicht erfüllten Erwartungen immer aktiver.
– Jim Jones behauptete Jesus zu sein – sein Lebenstil alleine sollte schon reichen um feststellen zu können dass er ein falscher Prophet war. Falscher Prophet gemäß 5. Mose.
Es ist im Grunde genommen ganz einfach: Viele können behaupten direkte Eingebungen oder mit Gott persönlich kommunizieren zu können. 5. Mose besagt, man sieht ob dem so ist an dem was sie voraussagen, ob es passiert oder nicht. Jona war ein Prophet Gottes, und seine von Gott eingegebene Prophezeiung gegenüber den Niniviten traf nicht ein (aus gutem Grund) – 5. Mose traf genau auf ihn zu, und doch machte es ihn nicht zum falschen Propheten.
5. Mose muss also mit Unterscheidungsvermögen angewandt werden. Laut 1. Korinther 13 gibt es Geistesgaben nicht mehr – das schliesst die Gabe der Prophezeiung ein. Wenn jemand auf Grundlage von biblischen Indizien zum Schluss kommt dass ein biblisches Ereignis bald eintrifft, und diese Erwartung erfüllt sich nicht, macht das denjenigen noch nicht zum falschen Propheten. Viel wichtiger als die sich nicht erfüllende Erwartung ist das drumherum – wie er sich verhält – bringt er/sie gottgefällige Eigenschaften zum Ausdruck, studiert er/sie weiterhin das Wort Gottes? Lässt er/sie sich aufgrund des Irrtums nicht aus der Fassung bringen, und dient Gott fleissig weiter, da es um ein Detail geht bei dem er/sie sich geirrt hat – den Kern des Glaubens aber nicht berührt? Derjenige ist kein falscher Prophet! Er ist ein Diener Gottes und vertritt seine Lehre nach bestem Wissen und Gewissen. Das heisst nicht dass er sich nicht ab und zu irren wird.
Könnten Sie mir bitte Quellen nennen aus der Literatur von Zeugen Jehovas wo im Zusammenhang mit Endzeitdaten betont wird dass dies von Gott durch Eingebung bestätigt sei? Überhaupt – wie oft wurden diese Endzeitdaten von Zeugen Jehovas hinausposaunt, und mit welcher Vehemenz? Was ist mit den vielen, vielen Aussagen in der Literatur von Zeugen Jehovas dass ihre Darstellungen weder inspiriert noch unfehlbar wären – sollten wir diese ignorieren?