Ich werde versuchen in diesem und in folgenden Blog-Beiträgen, folgende Fragen zu beantworten:
- Ist das Predigen von Haus-zu-Haus ein biblisches Erfordernis für Christen?
- Wenn die Bibel von „Dienst an Gott“ spricht, meint Sie damit auch den Predigtdienst?
- Glauben Zeugen Jehovas tatsächlich dass sie durch den Predigtdienst Heil erlangen könnten?
In diesem Beitrag sollte es mal zuerst darum gehen, ob das Predigen ein biblisches Erfordernis für einen Christen ist.
Die Predigttätigkeit der Zeugen Jehovas ist das, was wohl den meisten Kritikern ein absoluter Dorn im Auge ist.
Kaum zu glauben – aber scheinbar ist es sogar einigen „Zeugen Jehovas“ ein Dorn im Auge. Beide Gruppen behaupten dass das Predigen kein biblisches Erfordernis für einen Christen sei – und schon gar nicht in dem Umfang wie die leitende Körperschaft der Zeugen Jehovas ihre Schäfchen „zwingen“ dies zu tun. Der Begriff der in diesem Zusammenhang des Öfteren fällt ist das „Leistungsevangelium“.
Die Behauptung ist, das Zeugen Jehovas zum Haus-zu-Haus Dienst gezwungen sind, da ja Ihr Heil davon abhängt.
Aber fangen wir von vorne an:
Betrachtet man den Predigtdienst der Zeugen Jehovas als christliche Aktivität, so stellt man fest dass man durchaus Parallelen zu der Predigttätigkeit der ersten Christen (1. Jhdt) findet.
Dieser Predigtdienst war für Christen damals scheinbar eine Pflicht – das erkannte auch Paulus:
1.Korinther 9:16 (ELB): Denn wenn ich das Evangelium verkündige, so habe ich keinen Ruhm, denn ein Zwang liegt auf mir. Denn wehe mir, wenn ich das Evangelium nicht verkündigte!
Die NWÜ übersetzt es wie folgt:
Wenn ich nun die gute Botschaft verkündige, ist das kein Grund für mich zum Rühmen, denn eine Notwendigkeit ist mir auferlegt. Tatsächlich, wehe mir, wenn ich die gute Botschaft nicht verkündigte! (1. Korinther 9:16)
Paulus war sich als Christ seiner Pflicht bewusst die gute Botschaft vom Königreich verkündigen zu müssen!
Wehe ihm also wenn er er nicht tun würde. Vielleicht kann ich dazu einen Vergleich heranziehen. Wenn Eltern ein Kind bekommen, so sind sie verpflichtet sich um dieses Kind zu kümmern. Vor Gott wäre das sicherlich kein Grund zum Rühmen, wenn sich Eltern um ihr Kind kümmern – nein es ist Notwendig (oder man könnte auch sagen – selbstverständlich)! Wehe den Eltern wenn Sie es nicht tun würden. (1. Timotheus 5:8)
Liebevolle Eltern kämen solch einer Verpflichtung sicherlich nicht widerwillig nach – nein sie tun es aus Liebe gerne!
Könnte es aber sein, dass der Predigtauftrag sich nur auf die Christen im ersten Jahrhundert beschränkt?
Es ist ja die Apostelgeschichte, die uns zeigt, das all das in der Zeit nach Pfingsten, durch die Ausgießung des Heiligen Geistes in Erfüllung ging, und die Geschichte bestätigt wie erfolgreich die Jünger diesen Auftrag unter der Leitung des Heiligen Geistes durchgeführt haben. Wir Menschen heutzutage haben weder den Geist noch die Fähigkeit im Namen Jesu Wunder zu wirken oder in Zungen zu sprechen, als Zeichen dafür, das wir im Auftrag Gottes sprechen, und wir waren sind auch keine Zeugen der Ereignisse, die in Verbindung mit Jesus Christus geschehen waren.
Mir ist allerdings kein Bibeltext bekannt, der einem Christen von diesem Auftrag explizit entheben würde. Im Gegenteil; es gibt genug Bibelstellen die belegen dass sich dieser Auftrag bis zum Ende dieses Systems erstrecken würde, und somit auch heute noch valide ist.
Matthäus 24:14 sagt zum Beispiel:
Und diese gute Botschaft vom Königreich wird auf der ganzen bewohnten Erde gepredigt werden, allen Nationen zu einem Zeugnis; und dann wird das Ende kommen.
Mir ist kein Ereignis aus dem ersten Jahrhundert bekannt das von einem Ende sprechen würde von dem Jesus hier sprach. Sicher – es gab mit der Zerstörung Jerusalems um 70 u. Z. ein Ende des jüdischen Systems, und ZJ glauben in diesem Ereignis auch die erste Erfüllung dieser Prophezeiung sehen zu können. Aber Jesus sprach vom Ende dieses Systems der Dinge, vom „Ende der Welt“ (Matthäus 24:3). Unmittelbar vorher würde die gute Botschaft auf der ganzen bewohnten Erde gepredigt werden.
1) Kam dieses „Ende der Welt“ aber nicht im ersten Jahrhundert!
2) Konnte man sicherlich kaum gegen 70 u.Z. sagen dass „diese gute Botschaft vom Königreich… auf der ganzen bewohnten Erde gepredigt“ wurde!
Das heißt dass es eine spätere Erfüllung dieser Prophezeiung geben muss! ZJ glauben dass sie Teilhaber an der neuzeitlichen Erfüllung dieser Prophezeiung sind!
Für Christen heute, sowie für die erste Christen, war dieser Dienst mit Anstrengungen verbunden. Trotzdem würde ein Christ diesen Dienst nicht als lästige Pflicht betrachten. Es stand (und steht) ein Ziel dahinter, welches Zeugen Jehovas ebenso verfolgen möchten:
1. Korinther 9:23 NGÜ
Das alles tue ich wegen des Evangeliums; denn ich möchte an dem Segen teilhaben, den diese Botschaft bringt. (dazu sagt die Fußnote – und das finde ich noch weit besser: Od denn ich möchte mithelfen, Menschen für diese Botschaft zu gewinnen. W denn ich möchte sein Teilhaber werden.)
Ich habe schon mit vielen Menschen geredet, und die wenigsten (wollen?/können?) glauben, wieso wahre Zeugen Jehovas von Haus-zu-Haus gehen: aus Liebe zu ihren Mitmenschen; um sie für die gute Botschaft aus der Bibel zu gewinnen.
Deswegen studieren sie die Bibel mit anderen Menschen, deswegen predigen sie. Deswegen macht es ihnen nichts aus einen Predigtdienstberichtszettel abzugeben – können sie doch dadurch berichten wieviel Mühe sie sich im Zeigen dieser Liebe gegeben haben.
Aber geht es nicht auch darum um Leute zum Glauben der Zeugen Jehovas zu bekehren?
Natürlich ist das eins der Ziele dieses Predigens. So wie es beim Predigen der ersten Christen Ziel war Menschen zu Nachfolger Jesu Christi zu machen.
Aber bei den ersten Christen war die Situation doch eine andere, nicht wahr? Es gab ja noch gar keine Christen!
Sicherlich war die Situation damals schon etwas anders. Viele Menschen hatten damals sicherlich nie etwas von Jesus gehört. Aber dennoch sagte Jesus selbst dass es mit dem bloßen „ich glaube an Jesus“ nicht reicht – ja nicht einmal gewisse positive Taten wären genug!
So sagte er in Matthäus 7:21-25:
Nicht jeder, der zu mir sagt: ‚Herr, Herr‘, wird in das Königreich der Himmel eingehen, sondern wer den Willen meines Vaters tut, der in den Himmeln ist. Viele werden an jenem Tag zu mir sagen: ‚Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen prophezeit und in deinem Namen Dämọnen ausgetrieben und in deinem Namen viele Machttaten vollbracht?‘ Und doch will ich ihnen dann bekennen: Ich habe euch nie gekannt! Weicht von mir, ihr Täter der Gesetzlosigkeit.
Es würde also Menschen geben die glauben – ja sogar Glauben ausüben. Aber er würde nicht Gottes Willen entsprechen. Stattdessen wäre folgendes der Fall:
Römer 10:2,3:Denn ich bezeuge ihnen, daß sie Eifer für Gott haben, aber nicht gemäß genauer Erkenntnis; denn weil sie die Gerechtigkeit Gottes nicht erkannten, sondern ihre eigene aufzurichten suchten, unterwarfen sie sich nicht der Gerechtigkeit Gottes.
Wenn man ehrlich ist, dann kann man schon sagen daß es viele Menschen gibt die Christen sind, aber sicherlich keine genaue Erkenntnis des Wortes Gottes bzw. seines Willens oder Gerechtigkeit haben.
Diese Erkenntnis zu vermitteln haben ZJ zu Ziel – imselben Kapitel von Römer steht dann folgendes:
Römer 10:13,14 Denn „jeder, der den Namen Jehovas anruft, wird gerettet werden“. Doch wie werden sie den anrufen, an den sie nicht geglaubt haben? Wie aber werden sie an den glauben, von dem sie nicht gehört haben? Wie aber werden sie hören, ohne daß jemand predigt?
Wenn da steht dass jeder der den Namen Jehovas anruft gerettet wird, dann reicht es nicht diesen Namen nur zu kennen und an ihn zu glauben! Man muss Ihn mit Geist und Wahrheit anbeten (Johannes 4:24)
Deswegen nehmen ZJ das Gebot Jesu sehr ernst, weil Erkenntnis kommt nur durch Belehrung und Umsetzung bzw. Erfahrung durch/mit Gottes Wort:
Matthäus 28:19,20 Geht daher hin, und macht Jünger aus Menschen aller Nationen, tauft sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu halten, was ich euch geboten habe.
Ein Bekannter von mir sagte mal im Bezug zum Predigtdienst einen lustigen Satz, der zwar anfänglich komisch anmutet, aber eigentlich im Licht der Bibel durchaus Sinn macht. Er sagte: „Christen sollten Predigen… und dieses ‚Soll‘ ist ein ‚Muss‘“.
Liebe Grüsse
Vergleiche Kolosser 1,23!
Paulus umriss offenbar nur ganz grob, wie weit die gute Botschaft bereits gedrungen war. Was war denn von der damaligen Welt bekannt? Alexander der Große war im 4. Jahrhundert v. u. Z. nach Asien bis an die indische Grenze vorgestoßen. Julius Cäsar hatte 55 v. u. Z. einen Feldzug nach Britannien geführt. Unter Claudius wurde der Südteil der Insel erobert und 43 u. Z. dem Römischen Reich einverleibt. Der Ferne Osten war als Lieferant von feiner Seide ebenfalls bekannt.
Wurde die gute Botschaft auch schon in Britannien und im Fernen Osten gepredigt? Das ist sehr unwahrscheinlich. Als Paulus den Kolosserbrief schrieb, hatte er noch nicht einmal wahr machen können, was er um das Jahr 56 angedacht hatte, nämlich in „unberührtes Gebiet“, nach Spanien, zu gehen (Röm. 15:20, 23, 24). Trotzdem war die Königreichsbotschaft bis etwa 61 weithin bekannt geworden. Zumindest war sie überall dorthin gedrungen, wo die Juden und Proselyten herkamen, die zu Pfingsten 33 getauft wurden, und auch in die Gebiete, in denen Jesu Apostel gepredigt hatten (Apg. 2:1, 8-11, 41, 42).