Das Alpha und Omega

Auf Wikipedia findet man folgende Aussage zum „Alpha und Omega“:

In der Offenbarung des Johannes bezeichnet sich der erhöhte Jesus Christus als „das Alpha und das Omega, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende“ 

Wikipedia „Alpha und Omega“

Viele Bibelgelehrte (besonders die, welche an die Dreinigkeitslehre glauben) sind der gleichen Meinung. Stimmt das aber so? Wir wollen mal sehen.

Die Identität des „Alphas und Omegas“ im Buch der Offenbarung ist häufig Gegenstand von Debatten, und zwar in der Regel zwischen den Anhängern der Trinitätslehre und denjenigen, die an das glauben, was die Bibel lehrt, nämlich dass der allmächtige Gott der Bibel und sein Sohn, Jesus Christus, tatsächlich zwei getrennte Personen und Wesen sind.

Die Tatsache, dass Jesus Christus das zweithöchste Wesen ist und nicht der Allerhöchste Gott, wird in der Vision der Offenbarung deutlich dargestellt. In der Vision des Johannes wird ein einzigartiger Titel verwendet: „Das Alpha und das Omega“, und der Zweck dieses Artikels ist es, einen einfachen Ansatz zu wählen, um herauszufinden, wem dieser Titel gehört.

Bei jeder Geschichte werden die Hauptfiguren schon früh im Buch identifiziert. In der Genesis werden wir auf der zweiten oder dritten Seite mit den Namen Jehova, Adam und Eva bekannt gemacht. In der Offenbarung sehen wir etwas Ähnliches in den Grüßen, die im vierten Vers des ersten Kapitels ausgedrückt werden:

Gnade sei mit euch und Friede von Ihm, der ist und der war und der kommt, und von den sieben Geistern vor seinem Thron
und von Jesus Christus; er ist der treue Zeuge, der Erstgeborene der Toten, der Herrscher über die Könige der Erde.

(Offenbarung 1:4,5 – Einheitsübersetzung)

Hier in diesem Vers werden uns also gleich drei Charaktere vorgestellt, nämlich
1) der Eine, „der ist und der war und der kommt“,
2) die sieben Geister, die vor Nr.1 seinem Thron sind und
3) von Jesus Christus.

Gleich hier werden wir darauf hingewiesen dass der Eine, „der ist und der war und der kommt“ auf dem Thron sitzt, was wichtig in der kommenden Betrachtung ist. Wir lesen in Vers 9 folgendes über diese Nr. 1:

Ich bin das Alpha und das Omega, spricht der Herr, Gott, der ist und der war und der kommt, der Allmächtige. (Offenbarung 1:9)

Wie wir in Vers 4 und 5 sahen, wird Jesus Christus separat benannt von dem „der ist und der war und der kommt“, welcher laut Offenbarung 1:9 Gott der Allmächtige ist. Schon hier müsste ein Lichtlein aufgehen, dass Johannes den himmlischen Jesus von Gott dem Allmächtigen unterscheidet. Dieser allmächtige Gott ist „das Alpha und das Omega“ – nicht Jesus1.

Der Allerhöchste Gott, Jehova, bezeichnet sich also als das Alpha und das Omega und nicht die anderen zwei Personen, die zu diesem Zeitpunkt auf der Bühne stehen. Dieser Titel steht im Einklang mit anderen Titeln, die er in diesem Satz verwendet. „Der, der ist und der war und der kommt“ soll daran erinnern, dass er ewig ist, kein Ende und keinen Anfang hat, was nur auf Jehova zutrifft, weil alle anderen Dinge, einschließlich Jesus, einen Anfang hatten (Psalm 90:2, Sprüche 8:22, Micha 5:2, Kolosser 1:15, Offenbarung 3:14).

Die Figuren in einem Buch sind konstante Merkmale. Sobald ihre Identität feststeht, wissen wir, wer sie sind und wann sie für den Rest der Geschichte sprechen. So ist auch die Identität dieser Figur an dieser Stelle eindeutig geklärt, und wir könnten an dieser Stelle zufrieden sein, wenn wir den Rest dieser Vision des Johannes lesen. Aber im Einklang mit dem Grundsatz, „dass jede Sache durch den Mund von zwei oder drei Zeugen bestätigt werden kann“, wollen wir versuchen, die Identität des Alphas und des Omegas beim nächsten Mal, wenn es vorkommt, erneut zu bestätigen (Matthäus 18,16).

Vielleicht hat nur Johannes diesen ersten Ausruf gehört, aber es waren unzählige andere Personen anwesend, als diese Worte erneut ausgesprochen wurden. Doch bevor wir zu diesem Teil übergehen, sollten wir uns einen Moment Zeit nehmen, um die Szene zu analysieren. Wir finden sie in Offenbarung Kapitel 4.

Und sogleich war ich im Geist; und siehe, ein Thron stand im Himmel, und auf dem Thron saß einer …
Und vor dem Thron war ein gläsernes Meer, gleich Kristall; und in der Mitte des Thrones und rings um den Thron waren vier lebendige Wesen, voller Augen vorn und hinten.
Und jedes einzelne von den vier lebendigen Wesen hatte sechs Flügel; ringsherum und inwendig waren sie voller Augen, und unaufhörlich rufen sie bei Tag und bei Nacht: Heilig, heilig, heilig ist der Herr, Gott der Allmächtige, der war und der ist und der kommt!

Offenbarung 4:2,6,8 (Schlachter)

Wieder sehen wir einen Thron.

Seitennotiz: wenn in der Offenbarung davon gesprochen wird dass Johannes etwas „in der Mitte des Thrones“ sah, war es etwas was sich in direktem Blickfeld zwischen ihm (Johannes, als Seher der Vision) und dem Thron befand. Es befand sich nicht „im“ Thron noch „auf dem“ Thron.

Derjenige der auf dem Thron saß wird hier erneut als „Gott der Allmächtige, der war und der ist und der kommt!“ identifiziert.

In Offenbarung 5 sehen wir dann dass der, der auf dem Thron sitzt etwas tut:

Und ich sah auf der rechten Hand dessen, der auf dem Thron saß, eine Buchrolle; sie war innen und auf der Rückseite beschrieben und mit sieben Siegeln versiegelt. Und ich sah: Ein gewaltiger Engel rief mit lauter Stimme: Wer ist würdig, die Buchrolle zu öffnen und ihre Siegel zu lösen? … Da sagte einer von den Ältesten zu mir: Weine nicht! Siehe, gesiegt hat der Löwe aus dem Stamm Juda, der Spross aus der Wurzel Davids; er kann das Buch und seine sieben Siegel öffnen.
 Und ich sah: Zwischen dem Thron und den vier Lebewesen und mitten unter den Ältesten stand ein Lamm; es sah aus wie geschlachtet und hatte sieben Hörner und sieben Augen; die Augen sind die sieben Geister Gottes, die über die ganze Erde ausgesandt sind.
Das Lamm trat heran und empfing das Buch aus der rechten Hand dessen, der auf dem Thron saß.

Offenbarung 5:1-7 (Einheitsübersetzung)

Nachdem in den ersten drei Kapiteln der Offenbarung einige Gemeinden angesprochen wurden, geht die Vision im vierten Kapitel in den Himmel. Dort sehen wir wieder den Thron, und der, der darauf sitzt, ist „der, der ist und der war und der kommt“, von dem wir bereits erfahren haben, dass er der allmächtige Gott, Jehova, der Vater ist. Er hält eine Schriftrolle in seiner rechten Hand und es stellt sich die Frage: „Wer kann sie öffnen?“ Die Antwort lautet: „Der Löwe aus dem Stamme Juda“ und „Das Lamm Gottes“, beides Titel für Jesus Christus. Jesus ist nicht „der, der da ist und der da war und der da kommt“, und er ist nicht der, der auf dem Thron sitzt. Jesus nähert sich demjenigen, der sich zuvor als das Alpha und das Omega bezeichnet hat, und nimmt ihm die Schriftrolle aus der Hand.

Gehen wir nun weiter zum nächsten Mal, wenn der Titel Alpha und Omega auftaucht:

Er, der auf dem Thron saß, sprach: Seht, ich mache alles neu. Und er sagte: Schreib es auf, denn diese Worte sind zuverlässig und wahr!
Er sagte zu mir: Sie sind geschehen. Ich bin das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende. Wer durstig ist, den werde ich unentgeltlich aus der Quelle trinken lassen, aus der das Wasser des Lebens strömt.
Wer siegt, wird dies als Anteil erhalten: Ich werde sein Gott sein und er wird mein Sohn sein.

Offenbarung 21:5-7 (Einheitsübersetzung)

Ist Dir aufgefallen, wer sich selbst erneut als „das Alpha und das Omega“ bezeichnet?
Der, „der auf dem Thron saß“ und nicht Jesus Christus. Wichtig in diesem Vers ist auch, dass er sagt: „Ich werde sein Gott sein, und er wird mein Sohn sein“. Während Gott sich oft auf einzelne Personen als seine Söhne bezieht, bezeichnet Jesus andere nie als seine „Söhne“, sondern eher als seine „Brüder“.

In der Vision des Johannes in der Offenbarung haben wir also diese Figuren, die für uns klar identifiziert wurden. Auf der einen Seite haben wir den allmächtigen Gott, der sich selbst als das Alpha und das Omega bezeichnet, und auf der anderen Seite haben wir Jesus Christus, der jedes Mal in seiner Gegenwart war und nichts Gegenteiliges gesagt hat.

Unsere letzte Bibelpassage aus Offenbarung findet sich im letzten Kapitel des Buches:

Siehe, ich komme bald und mein Lohn mit mir, um einem jeden zu vergelten, wie sein Werk ist.
Ich bin das Alpha und das Omega, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende.
Glückselig, die ihre Kleider waschen, damit sie ein Anrecht am Baum des Lebens haben und durch die Tore in die Stadt hineingehen!
Draußen sind die Hunde und die Zauberer und die Unzüchtigen und die Mörder und die Götzendiener und jeder, der die Lüge liebt und tut.

Offenbarung 22:12-15 (Elberfelder)

Wer spricht hier also? Nun, es ist niemand anderes als das Alpha und das Omega! Wir haben in Kapitel eins erfahren, wer das ist, und seine Identität wurde im Laufe der Vision deutlich gemacht. Es ist der allmächtige Gott, Jehova.

Die Trinitarier werden jedoch geradezu darauf bestehen, dass es bei diesem letzten Ereignis Jesus selbst ist, der spricht und behauptet, das Alpha und das Omega zu sein. Das liegt daran, dass eine ihrer üblichen Taktiken darin besteht, sich auf Titel zu berufen, die sowohl auf den Vater als auch auf den Sohn zutreffen können, um den Unterschied zwischen ihnen zu verwischen und Sie davon zu überzeugen, dass sie nicht zwei, sondern „einer“ sind. Andere zu überzeugen, dass auch Jesus sich selbst als das Alpha und das Omega bezeichnet, wäre ein starkes Argument, wenn es wahr wäre, und während einige Trinitarier behaupten würden, dass in all diesen Fällen Jesus die ganze Zeit gesprochen hat, versuchen sie in diesem Fall, aus dem nächsten Vers Kapital zu schlagen:

Ich, Jesus, habe meinen Engel gesandt, euch diese Dinge für die Gemeinden zu bezeugen. Ich bin die Wurzel und das Geschlecht Davids, der glänzende Morgenstern.

Offenbarung 22:16

Aber wenn Jesus hier spricht, bedeutet das, dass er auch die Worte unmittelbar zuvor gesprochen hat? Nein, ganz und gar nicht.

Jesus gibt sich in Vers 16 eindeutig zu erkennen, so wie sich das Alpha und das Omega in den vorangegangenen Aussagen sowie bei zwei weiteren Gelegenheiten in der Offenbarung zu erkennen gegeben haben. In diesem letzten Kapitel sprechen mehrere Personen: 1) der Engel,
2) das Alpha und das Omega,
3) Jesus und
4) Johannes.

Man bedenke, was das Alpha und das Omega in Vers 12 sagt: „Und der Lohn, den ich gebe, ist bei mir, um einem jeden zu vergelten, wie sein Werk ist“, und was in diesen anderen Teilen der Bibel über den allmächtigen Gott gesagt wird:

„Bei dir, o Herr, steht aber auch die Gnade, denn du vergiltst einem jeden nach seinem Tun!“ Psalm 62:13
„Glaubst du, dass du dem Gericht Gottes entgehen wirst? … Wisst ihr nicht, dass die Güte Gottes euch zur Umkehr zu bewegen sucht? … Er wird einem jeden vergelten nach seinen Werken … Denn bei Gott gibt es keine Parteilichkeit.“ Römer 2:3-11

Und schließlich: Macht es Sinn, dass die Identität dieser Person, die zu Beginn des Buches und während des gesamten Buches klar festgestellt wurde, am Ende des Buches, im allerletzten Kapitel, im Epilog, nachdem die Vision gegeben und die Geschichte bereits erzählt worden ist, plötzlich unklar wird? Nein, natürlich nicht.

Versetzen wir und in die Lage des Johannes. Als Johannes diese Vision empfing, konnte er mit eigenen Augen deutlich sehen, wie „der, der ist und der war und der kommt“, auf seinem Thron saß und sich selbst zweimal das Alpha und das Omega nannte, und er konnte auch deutlich sehen, dass Jesus Christus in der Vision eine separate Person war, die sich selbst nicht mit einem solchen Titel bezeichnete, sondern vielmehr eine Schriftrolle, Anweisungen und Befehle von demjenigen erhielt, der sich selbst das Alpha und das Omega nannte. Wenn der Engel am Ende der Vision die Worte dieser Person weitergibt, die zum dritten Mal sagt, dass sie das Alpha und das Omega ist, weiß Johannes dann nicht bereits, wer diese Person ist? Würde sich Johannes zu diesem Zeitpunkt wirklich fragen, wer da spricht? Nein, das würde er nicht!

Anstatt Interpretationen oder vorgefasste Meinungen in einen Bibeltext einzubringen, ist es klug, einfach zu lesen, was er tatsächlich sagt. Zugegeben, es gibt bestimmte Elemente in der Vision der Offenbarung, die für sich allein genommen ziemlich schwierig zu verstehen sind. Die Identität des „Alpha und des Omega“ gehört jedoch nicht dazu, und es ist völlig klar, dass nur der allmächtige Gott, der Vater Jehova, sich jemals mit einem solchen Titel bezeichnet hat.


  1. Einige haben versucht den Umstand das Jesus in Offenbarung 1 nicht „A und O“ genannt wird zu umgehen, indem sie auf Offenbarung 1:11 verweisen. Tatsächlich findet man dort in der bekanntesten Englischsprachigen Übersetzung, der King James Version, die Aussage von Jesus in der er sich „Alpha und Omega, der Erste und der Letzte“ nennt – diese Aussage findet man unter den gängigen Deutschen Bibel-Übersetzungen allerdings nur in der Schlachter-Übersetzung. Der Grund ist wenig überraschend: Der Zusatz den die King James Version und die Schlachter-Übersetzung macht, wurde im 15. Jahrhundert beigefügt – er ist in keinem altgriechischen Manuskript zu finden, und wurde beigefügt um Jesus „eindeutig“ mit dem Alpha und Omega gleichzusetzen. Ursprünglich stammt der Zusatz von den Kommentaren zur Apokalypse von Andreas von Caesarea (* 563; † 637), welcher Erzbischof von Caesarea in Kappadokien war. In den Manuskripten taucht er ein einziges Mal, im Codex Porphyrianus (9. Jahrhundert u.Z.) auf – und in keinem anderen.

    Wie in diesem Artikel jedoch zu beweisen versuche, wäre dieser Zusatz, wenn er denn korrekt wäre (was er nicht ist) ein Widerspruch zu vielen anderen Passagen in der Offenbarung, die denjenigen der auf dem Thron sitzt, „der, der ist, der war und der kommt“, Gott dem Allmächtigen, Jesu Vater und Gott, eindeutig als „Alpha und Omega“ identifizieren, und NICHT Jesus selbst. ↩︎

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